Sonntag, 12. Juli 2015

Sexbombe geplatzt: Frau nach wilden Liebesspielen zerrissen!

Poppen bis der Arzt kommt/Für Nymphomanin kam jede Hilfe zu spät/Literatur soll die Verstorbene ehren
 
Von Hans Albers
 

Erna Hoppenstedt in jungen Jahren in
berufstypischer Pose (Foto: Richter/KA)
Hamburg. Es gibt Vorfälle, über die man als Journalist mit Anstand und Sitte am liebsten den Mantel des Schweigens legen möchte. Allein die unserem Berufsstand eigene Verpflichtung gegenüber unseren Lesern und der Öffentlichkeit zwingt uns, auch über solcherlei Tatbestände zu berichten. Dies sei jenen gesagt, die auf eine entsprechende Berichterstattung für gewöhnlich mit schärfster Zunge reagieren und einem seriösen Qualitätsblatt wie dem Kalauer Anzeiger dann noch "lüsterne Sensationsgeilheit und übelsten Boulevardstil" (Süddeutsche Zeitung) vorwerfen. Dabei handelt es sich um jene Form des Enthüllungsjournalismus, ohne die eine kritische Öffentlichkeit keinesfalls auskommen kann. So hat, um gleich zu den nackten Tatsachen zu kommen, die Hausfrau Erna Hoppenstedt (63) aus Hamburg-St. Pauli

 für ihr freizügiges Liebesleben jetzt mit dem Leben bezahlen müssen. Wie die in diesen Angelegenheiten für gewöhnlich bestens informierten St. Pauli Nachrichten  meldeten, soll die als Sexbombe im ganzen Viertel bekannte ehemalige Bardame und Prostitutionsangestellte bei regem Geschlechtsverkehr in der Hauptstoßzeit geplatzt sein. Die "anspruchsvollen und zum Teil äußerst waghalsigen Übungen und Verrenkungen" haben nach den Worten eines herbeigerufenen Arztes zum sofortigen Tod der als unbescholten geltenden Frau geführt. Jede Hilfe kam demnach zu spät. Nach Aussage eines Nachbarn hatte sich "die Erna", die in Fachkreisen als "Sexbombe" und "Nymphomanin hoch drei" galt, durch derlei "Sexparties mit offenem Ausgang" etwas dazu verdient. "Die Erna hat an einer Abendschule auf der Reeperbahn einen Französischkurs für Fortgeschrittene gemacht und wollte sich so die Sprachstunden finanzieren", weiß der Nachbar. Am besagten Abend soll es zu einer "gruppendynamischen Orgie" mit annähernd 15 Männern gekommen sein, bei der die Wände erzitterten und plötzlich ein lauter Knall zu hören gewesen sei. Selbst im benachbarten Altona seien die Schwingungen noch zu spüren gewesen. "Die Erna hat aber auch den Kanal nie voll bekommen", berichtet der Rentner und weist darauf hin, dass die Verstorbene im Rotlichtmilieu keine Unbekannte war. Angeblich sei Hoppenstedt, die einen schwulen Kanarienvogel und mehrere Heizdecken hinterlässt, nach ihrem 60. Lebensjahr in den einschlägigen Etablissements des Hafenviertels nicht mehr gefragt gewesen und habe "auf eigene Faust" angeschafft. "Die war doch das älteste Gewebe der Welt", wundert sich ihr Nachbar über den regen Zulauf an Kunden, den die Frau bis zuletzt gehabt hätte. "Insgesamt", so der ehemalige arbeitslose Dachdecker gut informiert, "hat die Erna tausende Männer in ihrem Leben vernascht". Ob und wie er auf diese Zahl kommt und ob er selbst Teil dieser "Statistik" ist, wollte der Ziegelfetischist jedoch auch auf hartnäckigste Nachfrage nicht sagen. 
 
Die St. Pauli Nachrichten planen im nächsten Herbst eine groß angelegte Biografie über die Tote. Titel: "Erna Hoppenstedt. Ein letzter Gruß an das Leben." Auch die Universität Hamburg hat bereits eine wissenschaftliche Studie angekündigt, in der auf gut 700 Seiten die "Affinität von Hausfrauen zu sexuellen Ausschweifungen im Zeitalter der Prüderie" anhand des Lebens der Erna H. soziologisch und kunsthistorisch untersucht werden soll. Auch ein Tagebuch der Hoppenstedt mit ausführlichen Porträts all ihrer Kunden (inklusive Adressen und Fotos) soll gefunden worden sein und harrt der Veröffentlichung durch einen großen Verlag. "Im Herbst 2016 ist wieder Buchmesse, da brauchen wir noch Material", meldet ein Sprecher einer nicht ganz unbekannten und seriösen Verlagsanstalt erste Ansprüche an. Diese Würdigungen posthum mögen der Verstorbenen zwar kein Trost, ihrem irdischen Wirken gleichwohl ein stetes Angedenken sein. Warum ausgerechnet Erna Hoppenstedt diese Form der literarischen und wissenschaftlichen Würdigung erfährt, konnte bei Redaktionsschluss gleichwohl nicht abschließend geklärt werden. "Eine Ex-Prostituierte, die sich zu ihrer Rente noch was dazuverdient und dann bei einer Orgie platzt, das gibt es doch alle Tage", wundert sich auch ein Literaturkritiker einer renommierten Fachzeitschrift über die Resonanz. Aber Sex gehe eben immer gut und interessiere die Leute schon seit dem 30jährigen Krieg. Auch in höheren Kreisen des Literaturbetriebes, die sich für gewöhnlich geistig eher mit Goethe und Schiller befassen und die körperlichen Bezüge des Lebens dem Boulevard und den Verlegern von Schund und Schande überlassen.                     

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