Wer hat es erfunden?/ Gegenseitige Angriffe eskalieren/Ramelow spricht von "bayerischer Arroganz" und "Bierseligkeit"/Seehofer sieht "Unverschämtheit" und "Beleidigung aller Bayern"/Wissenschaftler stützen jeweilige Thesen/Experten sehen Streit als Gefahr für Föderalismus
Erfurt (sim). Die zunehmend populärer werdende Sportart "Pinkeln" (wir berichteten) wurde heute zum Gegenstand erbitterter Auseinandersetzungen im thüringischen Landtag zu Erfurt. Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linkspartei) widersprach in seiner zweistündigen Regierungserklärung, die eigens zu diesem Thema anberaumt worden war, seinem bayerischen Amtskollegen Horst Seehofer (CSU) auf das Schärfste. Der starke Mann der bayerischen Politik hatte behauptet, Bayern habe das Pinkeln erfunden und blicke "nicht ohne Stolz auf diese altehrwürdige Tradition unserer Volkskultur" zurück. Namhafte Historiker waren dem Süddeutschen in dieser Frage zur Seite gesprungen und hatten die Aussage mit dem Verweis auf den "Erfinder des Pinkelns", einen gewissen Kurt Spritzenberger aus Oberammergau, bestätigt. Dieser habe nach dem Zweiten Weltkrieg das Pinkeln "zu neuen Höhen" geführt und erst eine "Sportart" aus dem zuvor "eher archaischen Ritual" gemacht. "Das ist blanker Unsinn und erneuter Ausdruck bayerischer Überheblichkeit", entgegnete nun Ramelow und behauptete, dass "diese bayerische Propaganda ein typischer Ausfluss entsprechender Bierseligkeit" sei. Aber von der CSU sei nichts anderes zu erwarten gewesen. Vielmehr, berief sich der Thüringer auf einen Arschäologen aus Suhl, habe es in Thüringen schon vor 2000 Jahren "Pinkelwettbewerbe und ähnliche Anwandlungen" gegeben. Diese von der Wissenschaft empirisch nachgewiesenen Sachverhalte lasse man sich von "wildgewordenen Bajuwaren" nicht streitig machen.
Kurz nach Beendigung der Rede, die von Abgeordneten der Thüringer CDU als eine von "Neid und Missgunst auf die Errungenschaften unserer bayerischen Schwesterpartei getragene Polemik" bezeichnet wurde, kam es im Parlamentssaal zu tumultartigen Szenen, die erst vom herbeieilenden Saalschutz beendet werden konnten. Kurze Zeit danach schaltete sich erneut Seehofer aus München in die Debatten ein. "Erstens ist es eine Unverschämtheit von Herrn Ramelow, unser Verhalten und unseren Biergenuss in einen unmittelbaren Zusammenhang zu bringen", polterte er los. Des Weiteren seien die "Einlassungen des feinen Herrn Ramelow eine Beleidigung für unsere Menschen", die im Pinkeln schon Fertigkeiten entwickelt hätten, als in Thüringen noch der "blanke Bolschewismus" geherrscht hätte. Die Zwistigkeiten, die nach den Aussagen informierter Kreise das Potential zu einer "handfesten Auseinandersetzung zwischen den beiden Freistaaten" haben könnten und die das "sensible Gleichgewicht des deutschen Föderalismus" ins Wanken zu bringen geeignet seien, hielten bis Redaktionsschluss an. Manche Auguren sprachen sogar schon von einer "Pinkelaffäre am großen Stil". "Langjährige politische und ideologische Rivalitäten" und "eitle Eifersüchteleien" spielten eine Rolle, so die informierten Kreise.
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Reklamiert stolz das Pinkeln für Bayern: Horst Seehofer (Foto: Michael Lucan, Lizenz: CC-BY-SA 3.0 ) |
Kurz nach Beendigung der Rede, die von Abgeordneten der Thüringer CDU als eine von "Neid und Missgunst auf die Errungenschaften unserer bayerischen Schwesterpartei getragene Polemik" bezeichnet wurde, kam es im Parlamentssaal zu tumultartigen Szenen, die erst vom herbeieilenden Saalschutz beendet werden konnten. Kurze Zeit danach schaltete sich erneut Seehofer aus München in die Debatten ein. "Erstens ist es eine Unverschämtheit von Herrn Ramelow, unser Verhalten und unseren Biergenuss in einen unmittelbaren Zusammenhang zu bringen", polterte er los. Des Weiteren seien die "Einlassungen des feinen Herrn Ramelow eine Beleidigung für unsere Menschen", die im Pinkeln schon Fertigkeiten entwickelt hätten, als in Thüringen noch der "blanke Bolschewismus" geherrscht hätte. Die Zwistigkeiten, die nach den Aussagen informierter Kreise das Potential zu einer "handfesten Auseinandersetzung zwischen den beiden Freistaaten" haben könnten und die das "sensible Gleichgewicht des deutschen Föderalismus" ins Wanken zu bringen geeignet seien, hielten bis Redaktionsschluss an. Manche Auguren sprachen sogar schon von einer "Pinkelaffäre am großen Stil". "Langjährige politische und ideologische Rivalitäten" und "eitle Eifersüchteleien" spielten eine Rolle, so die informierten Kreise.
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