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FDP-Macho Brüderle (Foto: Mathias Schindler/PD) |
Skandale pflastern seinen Weg. Für die anhaltende Unwilligkeit des ehemaligen Parteivorsitzenden, geringste Regeln des menschlichen Anstandes einzuhalten, kann auch sein Nahverhältnis zum Alkohol alleine weder eine Erklärung noch eine Rechtfertigung sein. Vielmehr scheint Brüderle dem alten Chauvinistenspruch "Rainer und sonst keiner" mit einem nicht zu unterschätzenden Ehrgeiz genügen zu wollen. Anfang des letzten Jahres war durch die Reportage einer mutigen Jungjournalistin ruchbar geworden, dass der seinerzeit noch in voller politischer Blüte stehende Wirtschaftsfachmann seiner Partei und Fraktion sich schier unglaublich verhalten hatte. Er gab später selbst unumwunden zu, der jungen und unbedarft-unschuldigen Stern-Reporterin zu mitternächtlicher Stunde eine möglicherweise als Kompliment verkleidete Frechheit ins Gesicht gesagt zu haben. "Sie könnten auch ein Dirndl ausfüllen", flüsterte der offensichtlich angeheiterte Funktionsträger der sichtlich überraschten Dame an der Bar zu. Ob dieser anzüglichen Bemerkung hielt der Schockzustand der Journalistin viele Monate an. Erst ihr Artikel, an dem sie zufällig schrieb und der dann nach seiner Veröffentlichung einen berechtigten Sturm der Entrüstung über die Machoallüren deutscher Männer und die strukturelle Benachteiligung von Frauen in ganz Deutschland auslöste, brachte Licht ins Dunkel. Was in Bayern auf dem Münchner Oktoberfest möglicherweise noch als nette Aufmunterung oder sogar als Ehrerbietung gegenüber dem schwachen Geschlecht durchgeht, konnte hier keinesfalls toleriert werden. Die Öffentlichkeit sollte und hat erfahren, wie abgrundtief die Missstände liegen. Dass die Empörten bisher eher selten dafür bekanntgeworden waren, die nicht immer ganz frei von Diskriminierung ablaufende Behandlung von Frauen in der islamischen Welt zu thematisieren, mag die eklatanten Verhältnisse in unserem Land nur unterstreichen. Brüderle ist nur die Spitze des Eisberges, aber eben die Spitze. Oder besser gesagt der Gipfel.
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