Freitag, 10. April 2015

April soll abgeschafft werden!

"Üble Scherze" am Monatsbeginn verwirren angeblich Bevölkerung und führen zu gefährlichen Missverständnissen/Minister de Maiziere greift insbesondere Satiremedien an/Wilde Spekulationen und ein Eklat
 
Bundesinnenminister de Maiziere
will den April ganz abschaffen
(Foto: Gemeinfrei)
Berlin (Spinners). Der Monat April, laut Meteorologen "ohnehin seit Jahren verregnet und ungemütlich", soll als Monat im Kalender gestrichen werden. "Die Tage des Aprils sind gezählt und werden zügig abgeschafft", führte ein mit der Ausarbeitung der Maßnahme befasster Fachreferent aus dem Bundesinnenministerium dazu im Rahmen einer Pressekonferenz aus. Der Grund für diesen in der Geschichte des Kalendariums bzw. der modernen Zeitrechnung ungewöhnlichen Schritt liegt nach den Worten des Sprechers von Innenminister Thomas de Maiziere "in diesen ständig insbesondere zu Beginn des Monats auftauchenden Geschichten und Meldungen, die die Bevölkerung unnötig verwirren". Unsicherheit, Ratlosigkeit und ungläubiges Staunen seien die Folge dieser Entwicklung, die so nicht länger hingenommen werden könne. Die "wohl als Überraschungen oder Scherz gedachten Stories" muteten zum Teil grotesk an und seien in aller Regel "erstunken und erlogen". Diese Missverständnisse auslösenden Missstände erforderten jetzt von der Politik eine "klare und unmissverständliche Antwort". Der Minister wandte sich insbesondere gegen satirische Medien, die von den beanstandeten Phänomenen "das ganze Jahr über wie die Made im Speck" lebten und sich um die Folgen ihres Tuns "einen feuchten Kehricht" kümmerten. Gegen Ende der Veranstaltung schossen nach den Worten von de Maiziere noch "wilde Spekulationen" ins Kraut. Ein beteiligter Beobachter sprach in diesem Zusammenhang von einem "handfesten Eklat". Siegfried Richter, Chefredakteur des Kalauer Anzeiger, monierte in einer ersten Stellungnahme das Vorhaben des Innenministers und kündigte an, "notfalls" die Aprilscherze künftig in den Mai zu verlegen. 

  "Wir können dieser Märchenstunde nicht mehr zusehen", schaltete sich der aufgrund eines privaten Termins etwas später zur Pressekonferenz erschienene Minister ein. "Wo sind wir denn?" De Maiziere warnte ausdrücklich vor einem "möglichen immensen Schaden für Gesellschaft und Volkswirtschaft". Immer wieder habe es Zwischenfälle gegeben, bei denen Bürger "üblen Räuberpistolen aufgesessen und an den Haaren herbeigezogenen Geschichten Glauben geschenkt" hätten. Daraus seien dann mitunter "die "irrationalsten Sachen" entstanden. Dies finge schon im privaten Bereich an. So hätte zum Beispiel eine Frau die Nachricht einer Nachbarin geglaubt, wonach ihr ungeliebter Ehegatte gestorben sei. "Die Frau hat gleich zwei Flugtickets nach Rio für sich und ihren Geliebten besorgt und vor Glück über die vermeintlich große Erbschaft durch den behaupteten Todesfall fast einen Herzinfarkt bekommen", empörte sich der Minister. Auch in diesem Jahr kam es nach Aussagen führender Phantastologen der Universität in Irreal  wieder zu absurdesten Erscheinungen, die zum Teil über den "rein privaten Bereich" hinausgegangen und "bis in die Sphäre des Politischen" gedrungen seien. So habe die Schlagzeile "Putin erkennt Völkerrecht an", die in einer deutschen Zeitung zu lesen war, international für erhebliche Verwirrung gesorgt. Ebenso die Feststellung, wonach muslimische Frauen nach einem Gutachten "überemanzipiert und mehr als gleichberechtigt" seien und ihre Männer und Söhne allesamt "diese netten und amüsanten westlichen Werte" respektierten. "Es gibt sogar Medien, die von solchen Beiträgen das ganze Jahr über leben", ereiferte sich de Maiziere, ohne Namen zu nennen. Die "Ergüsse solcher üblen Scherze" seien in der einschlägigen Fachliteratur nachzulesen. Aufgrund der "gefährlichen Missstände" habe man sich nicht mehr anders zu helfen gewusst als mit einem Verbot des Monats April "dieser unappetitlichen Sache Herr zu werden".
 
Am Rande der PK gab es zahlreiche Diskussionen über die möglichen Folgen dieser Politik. "Wilde Spekulationen, zu denen wir nichts sagen", hieß es von offizieller Seite. Das Gerücht, wonach die Existenz ganzjährig in Erscheinung tretender Satireinhalte in verschiedenen Medien zukünftig die Abschaffung des gesamten Kalenderjahres nötig machten, wollte niemand bestätigen. Chefredakteur Richter vom Kalauer Anzeiger kündigte für den Fall einer Abschaffung des Monats April eine verstärkte Tätigkeit "unserer Aktivitäten für April" in den Mai hinein an. Zudem monierte er, dass durch "solcherlei unnötige Eingriffe der Politik in den Straßenverkehr" zahlreichen Satirezeitungen erhebliche Umsatzeinbußen drohten. Auch die Frage, wer denn in dieser Angelegenheit zuständig sei und warum diese vom Ministerium des Inneren behandelt werde und ob der deutsche Bundestag ein Gesetz mit einfacher oder absoluter Mehrheit im Zuge der verfassungsrechtlichen Lage beschließen müsse, blieb im Raume stehen. Ebenso die Fragen nach zeitlichen und internationalen Konsequenzen, wenn im deutschen Kalender plötzlich ein ganzer Monat wegfällt, aber in anderen Ländern weiterhin die 12-Monatsregel weiter besteht. "Lassen Sie mich doch mit diesem Unsinn in Ruhe", reagierte de Maiziere unwirsch auf die Einlassung eines anwesenden Journalisten, ob demnächst etwa mit der Einführung der 9-Monatsregel zu rechnen sei, die man aus anderen Zusammenhängen kenne.. Und was geschehe, fuhr der Medienvertreter fort, wenn die Regel ganz ausbleibe. "Verlassen Sie sofort das Gebäude", drohte der sonst für sein souveränes Auftreten bekannte Minister mit dem Saalschutz und sorgte damit zum Schluss noch für einen Eklat. Dass de Maiziere den Fragesteller am Kragen gepackt und eigenhändig aus dem Ministerium katapultiert hätte, wollten Beobachter gleichwohl nicht gesehen haben. Allgemein wurde zudem ausgeschlossen, dass die gesamte Thematik etwas mit Humor zu tun haben könnte und die zur Sprache gekommenen Scherze unter Umständen sogenannte "Scherze" seien. "Womöglich noch mit Hintergrund. Das geht ja gar nicht", ließ sich außerhalb des Geschehens der Pförtner des Hauses ins Vernehmen setzen, ohne gefragt worden zu sein.             

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