FAQ

Selbstgespräch mit Herausgeber und Chefredakteur Siegfried Richter über das Projekt "Kalauer":

Herr Richter, wie würden Sie als verantwortlicher Mann in knappen Sätzen Ihre Zeitung charakterisieren ?

Zunächst einmal finde ich es von Ihnen sehr unhöflich, dass Sie zu unserem seit Wochen anberaumten Gespräch zu spät gekommen sind. Ich dulde ein solches Verhalten grundsätzlich nicht.  Nun zum Kalauer. Wir stehen für anspruchsvollen Humor und Satire, stehen aber auch Kalauern und Zoten positiv gegenüber. Das mit den Kalauern sind wir schon unserem Namen und unserer Tradition schuldig.

Aber sind Kalauer nicht billige Witze, über die gebildete Leute nicht lachen ?

Wie können Sie das behaupten. Sind Sie gebildet ? Kalauer sind Wortspiele und witzige Witze. Wir wollen da breitere Schichten der Gesellschaft erreichen. Bis hin zu "sex and crime". Das geht immer. Wir sind also ein Blatt für Intellektuelle, aber auch für den Pöbel.

Und Ihr politischer Anspruch ?

Der kommt wirklich nicht zu kurz. Wir sind ein linkes Qualitätsblatt mit festem linken Weltbild. Wir sind links, ich meine so richtig schön links. Also so voll links. Schließlich haben wir die Wahrheit seit, äh, langer Zeit gepachtet. Wir fahren da immer auf der linken Überholspur. Da könnten wir glatt Engländer sein. (Richter klopft sich dabei auf die Schenkel und lacht laut los. Er haut dem Fragesteller, also sich selbst, in einem Anflug von gespielter Nähe auf die Schulter).

(Der Interviewer lächelt gequält). Sie sind also Mieter. Sie haben die Wahrheit geliehen ? Von wem denn ?

Unterlassen Sie doch diesen ironischen Unterton. Das ist völlig unangemessen.

Sie stehen links wovon ?

Links von allem, was rechts von uns ist. Ist das so schwer zu verstehen ?

Rechnen Sie mit Gegenwind ?

Bei der derzeitigen Großwetterlage durchaus. Wir sind darauf gefasst und nehmen möglicherweise den von der Bundesregierung ausgespannten Rettungsschirm in Anspruch. Oder gilt der nur für Griechen ? (Lacht dabei wie ein Kind in sich hinein).

Wie ist das mit Ihrer Tradition ? Hat es diesen Johann ohne Moos in Prag denn tatsächlich gegeben ?

Wie können Sie daran zweifeln. Er wäre ja seinerzeit in Prag fast mit aus dem Fenster gestürzt. Wir sind stolz auf unser Erbe. Auch die vor dem Krieg in Calau herausgegebenen Blätter zählen dazu. Seriöse, kritische und ironische Sache das. Damit Pasta.

Sie meinen Basta ?

Wie bitte ?

Also zum Totlachen quasi ?

Also Ihren schnippischen Unterton können Sie sich sparen. Schon Johann ohne Moos war mindestens so lustig wie ich. Das darf ja wohl in allem Ernst gesagt werden. Er hat ja damals die erste deutschsprechende Zeitung im Zimmer, äh, also ich meine im mitteleuropäischen Raum gemacht.

Ein Dachdecker will das Archiv Ihrer Vorgängerzeitungen dann entdeckt haben ?

Jawohl. Er will nicht, er hat. 

Und Sie haben dann die Idee ... (wird von Richter unterbrochen).

...gehabt, den Kalauer zu gründen. Ein zündender, genialer Einfall.

Und die Finanzierung des Projektes ?

Das geht Sie gar nichts an.

Wo wollen Sie hin mit dem KA ?

Wir wollen eine angesehene Zeitung machen.

Im In- und Ausland ?

Jawohl, im In- und Ausland. Vielleicht sogar noch darüber hinaus.

Ihr Mitarbeiterstab besteht ja hauptsächlich aus Hunden. Können die denn überhaupt schreiben ? Ich meine diese Frage muss doch erlaubt sein, oder ?

Wie können Sie es wagen, die Qualifikation meiner Mitarbeiter in Frage zu stellen. Dies steht Ihnen keinesfalls zu. Wir haben da eine tolle Truppe beisammen. Auch unsere prominenten Korrespondenten, um die uns viele beneiden.

Aber die leben doch alle nicht mehr, wenn ich es richtig weiß.

Was wissen Sie denn schon.

Aber das mit dem Medienimperium ist doch Quatsch, oder ? Eine fixe Idee, nicht wahr ?

(Richter, sein Gegenüber am Kragen packend und kurzerhand aus seinem Chefzimmer werfend). Hauen Sie ab, Sie alte Pottsau. (Richter greift zum Handy und ruft den Ordnungsdienst).


                    Ende des Gesprächs.



  



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