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Ein Wort des Herausgebers

"Klüger als die Polizei erlaubt und älter als der 30jährige Krieg."

"Die Satire steht immer links. Oder hat jemand etwas anderes gehört."

Mit diesen knappen Leitsätzen kann man das Credo unserer wie Phönix aus der Asche aufsteigenden Zeitung umreisen. In altehrwürdiger journalistischer Tradition stehend, führen wir mit dieser Neugründung das stolze Erbe der "Zeitung für Hohn und Spott" und der "Kalauer Nachrichten" konsequent fort und tragen ein dem Erbe der Aufklärung und den Errungenschaften der Arbeiterbewegung verpflichtetes Weltbild in unsere Zeit. Mit den vielschichtigen Mitteln der Ironie beleuchten wir das Spektrum des Lebens, schrecken dabei auch vor Zoten und Kalauern keinesfalls zurück. Letzteres sind wir schon unserem Namen schuldig. Dabei stellt sich uns die Aufgabe anders dar als früheren Generationen. Die Idee der sozialen Demokratie ist weitestgehend Allgemeingut, muss aber stets aufs Neue verteidigt werden. Hauptaufgabe ist aber heute, die Segnungen eines seit der 68er Bewegung virulenten und mithin die veröffentlichte Meinung dominierenden Ansatzes in heiklen gesellschafts- und weltpolitischen Zusammenhängen zu bewahren: Die Mehrheit des Volkes ist tendenziell verführbar, Minderheiten sind allesamt eine Bereicherung und potentielle Opfer. Dem Islam schulden wir schon deshalb Respekt, weil er anders ist. Amerika und Israel bleiben mehr ein Teil des Problems als ein Teil der Lösung. Wir betrachten es als unsere vornehmste Pflicht, diese mühsam erkämpfte "politische Korrektheit" Kraft unserer intellektuellen und moralischen Kapazitäten mit allen Mitteln zu erhalten. Unser linkes Wahrheitsmonopol, das nicht begründet werden muss und sich aus unserer guten und selbstgerechten Sache ergibt, ist bedroht. Überall lauern rechts von uns Konservative, Reaktionäre, Rassisten und Faschisten. Selbst traditionelle Verbündete aus dem sozialdemokratischen Milieu fallen uns zum Teil in den Rücken. Neuerdings treiben Populisten ihr Unwesen. Unser Status als Welterklärer und Volkspädagogen ist gefährdet. Der Fortschritt bleibt ein zartes Pflänzchen. Doch wir sind mit allen gutwilligen Verbündeten, die schon lange kämpfen. Denn merke: Links ist gut. Linke haben immer recht. Und wer etwas anderes denkt, hat ein sehr simples Weltbild.

Siegfried Richter

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