Über uns

So könnte ein Eintrag über uns bei Wikipedia oder in einem einschlägigen Lexikon aussehen, der sich unserer ironischen Methode entzieht:
 
 
Kalauer Anzeiger
 
Der Kalauer Anzeiger (KA) hat sich 2014 gegründet und versteht sich als Amtsblatt für Humor und politische Satire in Form eines Weblogs. Herausgeber und Chefredakteur in Personalunion ist der Politologe Siegfried Richter. Das Motto lautet: "Klüger als die Polizei erlaubt und älter als der 30jährige Krieg." Die Zeitung bezieht sich schon im Namen auf den sprichwörtlich gewordenen Begriff eines "Kalauers", der schon vor dem Zweiten Weltkrieg im Sinne eines volkstümlichen Witzes entstand und von der brandenburgischen Stadt Calau ausgehend seinen Weg in die deutsche Humorlandschaft nahm.

 Der KA bezeichnet sich als angesehene Zeitung von seriösem Zuschnitt und sieht sich auf dem Wege in eine "rosige Zukunft". Es gelte, das gesamte Spektrum abzudecken und Skandale aufzudecken. Das so definierte Selbstverständnis mag einigermaßen anmaßend klingen, ist aber durch die mindestens in Teilen durchaus gehaltvollen Beiträge nicht gänzlich unberechtigt zu nennen. Die Äußerung von Richter, wonach der Kalauer das Potential einer "führenden Kraft" innerhalb der deutschen Zeitungslandschaft habe und sogar die Errichtung eines Medienimperiums möglich sei, entbehrt allerdings jedweder realistischen Grundlage. Inhaltlich bewegt sich die Berichterstattung auf breiter Ebene, von konkreten Bezugspunkten bis zu fantasievoller Eingebung, von der großen Politik bis zu den kleinen Geschichten des Alltages. Methodisch steht der Ansatz zwischen intelligenter politischer Satire und Ironie, spöttisch-sarkastischen und zynischen Zügen bis hin zu  boulevardesque und zotenhaft anmutenden Kalauern. Von nachdenklich-tiefgründigen bis zu heiter-albernen Schattierungen.  Das Design bleibt klassisch und verzichtet aus Gründen der Übersichtlichkeit auf allzu viele technische und optische Effekte. Die Publikation befindet sich noch im Aufbau.

Standort
 
Die Verantwortlichen geben vor, in einer luxuriösen Villa mit üppiger Ausstattung in Calau zu residieren. Vielmehr aber scheint sich die Adresse der Redaktion und des angeblich angeschlossenen Verlages in weitaus bescheideneren Verhältnissen zu befinden und ist eher in der Bundeshauptstadt Berlin zu vermuten. Nicht nur hier erweisen sich die hauseigenen Angaben nicht immer als zuverlässig, was bei einer Satirezeitung in der Natur der Sache liegen mag.
 
Geschichte
 
Der KA sieht sich als Nachfolger der "Zeitung für Hohn und Spott", die angeblich bereits im Jahre 1618 als erste deutschsprachige Satirezeitung  in Prag von einem gewissen Johann ohne Moos gegründet worden sein soll. Ob die besagte Person je gelebt hat und, wie behauptet, in den beginnenden Wirren des 30jährigen Krieges beim sogenannten "Prager Fenstersturz" eine Rolle gespielt hat, ist unsicher. Jahrhunderte später soll sich die Spur des durch ätzende Kommentare gegenüber dem als dekadent angesehenen Adel und für die Belange der sozial schwächeren Schichten kämpfenden Blattes als "Calauer Nachrichten" bzw. "Kalauer Anzeiger" in besagter Stadt Calau wieder gefunden haben. Der Kampf für eine demokratische und soziale Gesellschaft sei dann durch den Nationalsozialismus beendet worden. Im Jahre 2014 soll ein Dachdecker auf dem Speicher eines einstöckigen Hochhauses im schleswig-holsteinischen Itzehoe das als verschollen geglaubte Archiv entdeckt und zur Wiedergründung geführt haben. Bis auf die Tatsache der Gründung des Kalauer Anzeigers 2014 sind die Angaben zur Geschichte mindestens von zweifelhaftem Charakter und können aufgrund der unsicheren Quellenlage nicht verifiziert werden. Daran ändert auch der Hinweis nichts, dass die historische Phase der Zeitung durch "namhafte tschechische Historiker" und "Zeitungswissenschaftler" vorgeblich bestätigt wird. Auch bleibt rätselhaft, wie der KA zu der offiziell anmutenden Bezeichnung "Amtsblatt" kommt.

Politische Ausrichtung

Der KA bekennt sich zu den Idealen von Aufklärung und Humanismus. Es gelte, eine unterstellte "linkspolitische Korrektheit" einer "kleinen und selbsternannten Elite" in der veröffentlichten Meinung zu verteidigen, die bedroht sei. Etwas anderes als eine dezidiert "linke Satire" hält man für vollkommen ausgeschlossen. Insbesondere das als Einführung gedachte "Bekennerschreiben" der Redaktion aber legt den Schluss nahe, dass die politische Orientierung in wesentlichen Teilen eine gänzlich andere ist. Der heftig polemische Ton und die erkennbar inhaltliche Positionierung legt ein mindestens umstrittenes Denken frei, das nicht ohne Widerspruch bleiben wird. Zu erwartende Vorwürfe scheinen allerdings die Macher des KA in ihrer Sicht als Bestätigung zu interpretieren. Eine nicht veröffentlichte sogenannte "Berliner Erklärung" bekennt sich unter dem Motto  "Wer weiß wofür wir sind, der weiß wogegen wir sind" zu einem  freiheitlich-demokratischen und rechtsstaatlichen Weltbild, das dezidiert proamerikanisch, proisraelisch und islamkritisch daherkommt. Für eine aktive Menschenrechtspolitik  und die auch militärische Verteidigung westlicher Werte, für eine multikulturelle Gesellschaft und Toleranz, für Frauenrechte und gegen Homophobie, für Opferschutz statt Täterschutz, gegen Nazis und Kommunisten, gegen Rechts- und Linksradikale, für einen Sozialstaat und für Tierrechte. Die beschworene Toleranz und das Bekenntnis zur multikulturellen Gesellschaft stößt allerdings gerade beim Thema Islam auf selbst eingestandene Grenzen. Ansonsten geht die Chefredaktion davon aus, dass sich die unterschiedlichen Ebenen und die Zielsetzung einer satirisch-ironischen Herangehensweise von selbst erklären und verstanden werden oder nicht.

Mitarbeiter

Die zum Teil ominösen Angaben zur Biografie des Herausgebers und Chefredakteurs Richter korrespondieren damit, dass sich unter den Mitarbeitern der Redaktion mehrere Hunde und sogar eine Kaffeetasse befinden und darüber hinaus das "dicht gestrickte Korrespondentennetz" samt und sonders aus nachweislich bereits verstorbenen Prominenten besteht. Auch dies mag dem selbstgestellten Anspruch entsprechen. Gleiches trifft wohl auf die Nachrichtenagenturen zu, auf die man sich bezieht. Es muss allgemein davon ausgegangen werden, dass die Zeitung in all ihren Facetten von Richter selbst erstellt wird und daher der Begriff einer "One-man-show" adäquat erscheint.

Recherche wird fortgesetzt.



                                          Herausgeber und Chefredakteur des Kalauer ist
                                                                  Siegfried Richter



 Literatur:

Diethelm von Flunkern: Siegfried Richter. Ein Mann in seiner Zeit, Berlin 2013.

Barbara Schwätzer: Der Kalauer Anzeiger. Das Phänomen einer Zeitung, die schon existierte, bevor sie existierte, Zürich 2014.

Jan Svoboda: Die Zeitung für Hohn und Spott von Johann ohne Moos. Wahrheit oder Legende ?, Prag 2011.



      
 
 
 
  
 
 
 










 
 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen