Geschichte des KA


Gründungsmythos

Wie die Geschichte lehrt, entsteht aus ihrem Nichts oder Halbdunkel in einer fruchtbaren Symbiose von objektiven Gegebenheiten, subjektiven Handlungen und Wahrnehmungen sowie günstigen Konstellationen mitunter eine Legende, deren Geburt den weiteren Verlauf der Dinge maßgeblich und nachhaltig prägen kann. So verhält es sich mit der Gründungs- und Frühphase unserer Zeitung, die durch den sensationellen Fund von verloren geglaubten Beständen des Archivs als ausreichend dokumentiert gelten kann. Als der passionierte Dachdecker und Fliesenleger Hermann Ziegenbart aus Itzehoe auf dem Speicher eines einstöckigen Hochhauses hunderte von in schlichtes Butterbrotpapier eingepackte Bündel mit vergilbten Dokumenten und Schriftstücken fand, ahnte er nichts von der zeitungs- und kulturhistorischen Bedeutung des Materials.

 Eine langwierige Untersuchung durch Restauratoren des archäologischen Institutes der Universität Buxtehude ergab, dass sich die Dokumente auf die erste Satirezeitung im mitteleuropäischen Raum bezogen. Beurkundet wurde nicht weniger als die Gründung der deutschsprachigen "Zeitung für Hohn und Spott" im Jahre des Herrn 1618 in Prag, die sich, was durch beiliegende Artikel belegt ist, insbesondere  dem mitunter skurrilen und dekadenten Treiben des böhmischen Adels in zersetzender Art und Weise widmete. Der Herausgeber, ein gewisser Johann ohne Moos, litt scheinbar unter seiner niederen Herkunft und polemisierte gegen die Abschaffung der Vermögenssteuer für Reiche und die Streichung seines Sozialgeldes als Folge falsch ausgefüllter Antragsformulare durch das Fürsorgeamt der Prager Altstadt. Hier lassen sich Frühformen eines antikapitalistischen Reflexes nachweisen.  Durch seinen fortwährenden Widerstand vor allem gegen den privilegierten katholischen Adel, der ihm auch mehrere Gefängnisaufenthalte und fortwährende Schwierigkeiten mit der Obrigkeit bescherte, geriet er in die religionspolitischen Auseinandersetzungen zwischen dem protestantischen Adel und den katholischen Statthaltern des Wiener Kaiserhofes. Namhafte tschechische Historiker gehen heute davon aus, dass er unmittelbar an einem Handgemenge beteiligt gewesen sein muss, der zum sogenannten "Prager Fenstersturz" und damit zum welthistorisch einschneidenden Beginn des 30jährigen Krieges führte. Kurz nach Urknall, Christi Geburt, dem Untergang des Römischen Reiches und den Kreuzzügen also griff Johann ohne Moos, der auch alle 7234 Artikel der Zeitschrift verfasste und sich in einer 500 Seiten langen Abhandlung auch mit dem einschlägigen politischen Humor in den Fernsehsendungen der Renaissance und der frühen Neuzeit  befasste, ins Weltgeschehen ein und schrieb Zeitungsgeschichte. Nach vieljähriger Tätigkeit verliert sich seine Spur auf der Herrentoilette einer Prager Restauration.

Weitere Entwicklung

Der folgende Werdegang als Teil der menschlichen Zivilisationsgeschichte kann nur bruchstückhaft nachvollzogen werden. Zeitungshistoriker gehen davon aus, dass der Prager Verlag und die Zeitung in den Jahrhunderten seither immer wieder den Besitzer und auch den Standort innerhalb Europas wechselten. Gleich blieb aber wohl die Funktion als gleichsam linkes Blatt, das die sozialen Missstände der jeweiligen Zeit aufs Korn nahm und den Mitteln einer im Zuge der Demokratisierung stärker werdenden Ironisierung von Politik und Herrschaft das Wort redete. Die Ideen von Aufklärung und Humanismus hatten das christlich-jüdisch geprägte Abendland erfasst. Prioritär blieb der Kampf um bessere Lebensbedingungen für geistig ärmere und arbeitende Schichten, was mit dem Aufkommen des Kommunismus und später der Sozialdemokratie im 19. Jahrhundert einen weiteren Schub erhielt. Maßgebende Journalisten, Satiriker und geistige wie körperliche Intellektuelle aus der Nachfolgerschaft der Zeitung für Hohn und Spott schlossen sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts reformistischen Kräften an und wirkten in den nächsten Jahrzehnten an der Durchsetzung von sozialer Demokratie und Rechtsstaatlichkeit in verschiedenen Staaten mit. So brachte es etwa ein gewisser Dr. Dr. Dr. Hinterhofer zu der nicht gänzlich unbedeutenden Position eines Pförtners im österreichischen Arbeits- und Sozialministerium. Sperrspitze einer liberalen und intellektuellen Öffentlichkeit in den deutschsprachigen Ländern war das 1924 in der Weimarer Republik gegründete "Calauer Tageblatt", das aus dem "Kalauer Anzeiger" hervorgegangen war. Renommierte Autoren trugen zum Ruhm der "Kalauer" bei, ihnen wurde gleichwohl der verdiente Lohn in Form von Journalistenpreisen und allzu großer gesellschaftlicher Resonanz versagt. Saubande. Im Dritten Reich wurden Redaktion und Verlag aufgelöst, die kritische Stimme verstummte

Neugründung

Als wir von der Geschichte der Zeitung erfuhren und uns die bereits vor dem Zweiten Weltkrieg eingestellten "Kalauer Nachrichten" als Restbestände in Form von Beteiligungen an mehreren Kleinunternehmen im Presse- und Verlagsbereich angeboten wurden, war uns klar: Wir greifen die stolze Tradition auf und überwinden mit Hilfe einiger hier nicht näher zu benennender Hintermänner die juristischen und finanziellen Hürden. Zu unseren Unterstützern gehören neben ehemaligen RAF-Anwälten, langbärtigen Alt-68ern und nie wieder richtig auf die Beine gekommenen  Opfern des Radikalenerlasses etwa auch eine von Zeit zu Zeit auftauchende Abordnung eines nicht restlos demokratisch zu nennenden Staates aus der Karibik, dem wir uns gleichwohl aus nostalgischen Gründen irgendwie verbunden fühlen.  Wir griffen zu und der "Kalauer Anzeiger" für Humor und politische Satire war geboren. Herausgeber Siegfried Richter, der mehrere ungeschützte Doktortitel hält und schon vor Jahren das millionenschwere Erbe eines unehelichen Eierlikörfabrikanten mit Wein, Weib und Gesang durchbrachte und auch sonst eine glänzende Karriere als "roter Salonlöwe" im Frankfurter Rotlichtmilieu hingelegt hat, trieb das Projekt voran. Sabotageakte und Boykottkampagnen, die dem ambitionierten linken Projekt von bösartigen Kapitalisten und ihren konservativen und rechten Handlangern in allen Bereichen der Gesellschaft bereitet wurden, konnten uns nicht aufhalten. Der Weg war bereitet, um die Aufgabe im Sinne der Verteidigung der linken politischen Korrektheit in der veröffentlichten Meinung anzugehen (siehe Bekennerschreiben). 

Nun galt es, zur Tat zu schreiten. Organisatorische und personelle Entscheidungen mussten getroffen werden. Als erste Amtshandlung wurde mit unversteuerten Gewinnen aus einem Schweizer Nummernkonto  kurzerhand  ein sehr großzügiges, imperial  anmutendes Verlags- und Redaktionsgebäude erworben und entsprechend üppig ausgestattet. Man gönnt sich ja als linke Institution sonst nichts. Als Standort wurde die Stadt Calau in Brandenburg (Niederlausitz) gewählt, um dem Namen und der Tradition zu genügen. Die Auswahl der redaktionellen Positionen gestaltete sich für den Herausgeber schwierig, da  zahlreiche Autoren, die einen allzu rasanten und mitunter ins wüste und vulgäre gehenden Schreibstil pflegen, den  hohen Anforderungen des Hauses zu genügen nicht in der Lage waren.  Auch wurde darauf verzichtet, im Sinne unserer Weltanschauung politisch unzuverlässige Elemente, Anaalphabeten oder sonstiges Geräusch zu verpflichten. Vom Lotterleben und einem mitunter untragbaren Lebenswandel manches Schreibers oder einem Mangel an Ironie ganz abgesehen. Wenn man sich überlegt, wer so alles frei herumläuft und arbeits- und orientierungslos durch unser schönes Leben geht. Die Vorstellungsgespräche gestalteten sich schwierig, unqualifizierte Einlassungen und patzige Bemerkungen wechselten einander ab. Es kam zu Zwischenfällen, ja zu Handgreiflichkeiten, die hier nicht näher zu beleuchten sind. Es hagelte Absagen, um der Bewerberflut zu entrinnen. Ach es ist so schwer, heutzutage noch anständiges Personal zu finden.
 
So sah sich Richter genötigt, die Zusammensetzung der Redaktion auf die wenigen in Frage kommenden Kräfte zu konzentrieren, die intellektuell und moralisch den anspruchsvollen Ansprüchen unserer Ansprüche gerecht werden können. Für die wichtigste Funktion des Chefredakteurs wählte er sich daher gleich einmal selber aus. Niveau hat man oder man hat es nicht. Und er hat es. Schließlich hatte er als junger Mann an der Bedürfnisanstalt in Oxford, einer angesehenen akademischen Institution, Öffentliche Angelegenheiten studiert. Sein Praktikum in Schaffhausen fiel  dann allerdings ins Wasser und kann als Rheinfall bezeichnet werden. Durch die Veröffentlichung seines bahnbrechenden Erstlingswerkes über den "Stand der Dinge vom Standpunkt der Dinge aus" geriet er in intellektuelle Kreise hinein, von denen er sich trotz größter Anstrengungen nicht mehr zu lösen imstande war. Also eine Paradebesetzung in Personalunion. Schizophren, aber wahr.

Den beiden Verantwortlichen oblag nun die Besetzung der anderen Positionen innerhalb der Redaktion. Bei einem guten Frühstück mit Chappi und Whisky entschied man sich dafür, alle zur Disposition stehenden Aufgaben in die Hände des hervorragenden Journalisten und Hundeliebhabers Siegfried Richter (siehe Redaktion) und eines liebevoll ausgesuchten Mitarbeiterstabes zu legen. Nur böse Zungen sprechen von einer "Ein-Mann-Show", zumal mit den renommierten Schriftstellern und Journalisten Wilhelm Busch, Karl May und Mark Twain renommierte Schriftsteller und Journalisten als Korrespondenten gewonnen werden konnten. Ein Überraschungscoup gelang mit der sporadischen Verpflichtung von Karl Marx als Gastkommentator. Da wird die Linke vor Glück bald nicht mehr wissen, was die Rechte tut. Aber damit genug der Albernheiten. "Deutsches Volk, an das Werk", sagte einmal jemand. Oder wie es Übervater Marx ausdrückte: "Wo gehobelt wird, da fallen Schwäne."

Der KA hat den renommierten Historiker Professor Doktor Ernst Holzschuh aus Pantoffeln mit der umfassenden Recherche zur Vergangenheit unserer Zeitung betraut. Er wird sich mit Mitarbeitern seiner Forschungsstelle zur "Erforschung zu erforschender Erforschungen" an die Arbeit machen.  In etwa 25 Jahren wird das Projekt "Imaginäre Erscheinungen und ihre konkrete Einbildungskraft"  ein mehrtausend Seiten umfassendes Kompendium hervorbringen, von der Stiftung "Das gab's nur einmal" großzügig finanziert. Wir werden in periodischen Abständen über die Ergebnisse berichten. 
 
 

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