Dienstag, 21. Oktober 2014

Ökonomen mahnen tierische Beiträge für die Gesellschaft an!

Von Siegfried Richter

Sieht so die Arbeitswelt der Zukunft
aus? Enten als Greenkeeper in Diensten
des städtischen Grünflächenamtes?
(Foto: Richter/KA)
Berlin. Für gewöhnlich haben die öffentlichen Kassen eher ein Problem mit den Ausgaben als mit den Einnahmen. Hemmungslose Ausgabenorgien sorgen immer wieder  dafür, dass der Bürger und potentielle Wähler bei Laune gehalten wird. Dieser Etatismus, der die Zuständigkeiten des Staates stetig erweitert hat, ist zum Teil politisch gewollt und entspricht einer Versorgungsideologie, die Regulierungswahn und offene Verschwendung von Steuergeldern nach sich zieht. Daher sind in Deutschland trotz zusätzlicher und ungeahnter Zuwächse auf der Einnahmeseite und hoher Steuersätze die vorhandenen Mittel nur sehr bedingt zum Abbau von Schulden verwendet worden. Defizite allerorten, gerade auch im kommunalen Bereich. Löcher in den Zähnen unserer Grundschüler oder unausgeglichene Hausfrauen, soweit das Auge reicht. Nun schlägt eine Gruppe von Steuer- und Arbeitsmarktexperten unter Führung des weltbekannten Wissenschaftlers Professor Attila Ziegenhals Alarm und mahnt sogenannte "tierische Beiträge" finanzieller und arbeitsmarktpolitischer Art an, um die Misere zu beheben. Neben einer "erweiterten Einnahmensituation" soll daher auch die Integration von Tieren in den Arbeitsmarkt und die Beschäftigungsstruktur der Bundesrepublik zielgerichtet und systematisch betrieben und forciert werden. Neben den rein fiskalischen Effekten soll die Produktivität gesteigert und der Lohndruck auf öffentliche und auch private Arbeitgeber gesenkt werden. Ungewöhnliche und auf den ersten Blick absurd anmutende Vorschläge, die gleichwohl eine nähere Betrachtung verdienen und nicht vorschnell abgetan werden sollten.

 
Um die Einnahmen weiter zu steigern, befürwortet etwa Professor Doktor Ziegenhals, seines Zeichens renovierter Ökonom an der noch renovierteren Universität in Ochsenfurt, eine sogenannte "Kopfpauschale" für Haus- und Nutztiere aller Art. Bei gleichzeitiger Abschaffung der Hundesteuer, die "einseitig und nahezu rassistisch" eine bestimmte Tiergattung belaste, seien flächendeckend die Tiere bzw. ihre Besitzer unabhängig von Einkommen und Ansehen der Person für diese "Kopfsteuer für Tiere" in Haftung zu nehmen. Es könne nicht angehen, dass sich etwa zahllose Katzen, Meerschweinchen, Goldfische, Kühe oder Schweine "seit Jahr und Tag ein bequemes Leben auf Kosten der Allgemeinheit" machten, ohne  ihrer "steuer- und finanzpolitischen Verantwortung" zu entsprechen und ihnen damit kein relevanter Beitrag für die Gesellschaft abverlangt werde. Hier nehme die Politik aus wahltaktischen Gründen viel zu viel Rücksicht auf Tierhalter. Zudem "lungerten" etwa Vierbeiner aller Art auf der heimischen Couch ihrer Besitzer herum und "dösen der nächsten Mahlzeit entgegen", während andere Mitglieder der Gesellschaft "schufteten". Während Nutztiere immerhin noch produktiv seien, bedeute die "arbeitsrelevante Passivität" der allermeisten Haustiere auch ökonomisch einen "glatten Totalausfall". All dem könne in Zeiten knapper Kassen und verschuldeter Haushalte nicht weiter tatenlos zugesehen werden. "Es besteht akuter Handlungsbedarf", rief der sympathische Endneunziger Ziegenhals bei der Vorstellung seines Projektes aus.  
 
 Ziegenhals, der vor Jahren mit seinem bahnbrechenden Werk über die "Steuerpolitischen und arbeitsmarktpolitischen Voraussetzungen zur adäquaten Nutzung animalischer Potentiale für Haushaltskonsolidierung, ökonomische Entwicklung und Wahrnehmung gesamtgesellschaftlicher Verantwortung" international für Furore gesorgt und weite Teile der Wirtschaftswissenschaften bzw. der ökonomischen Fachwelt nahezu erschüttert hatte, will in sein von seiner Forschungsgruppe erarbeitetes Konzept auch die Zootiere mit einbeziehen. In langwierigen Untersuchungen konnte nachgewiesen werden, dass etwa Affen durch frühe Förderung und entsprechende Bildungsmöglichkeiten in den "ersten Arbeitsmarkt" problemlos zu integrieren sind und ihnen aufgrund ihrer Intelligenz sogar das Aufsteigen in höchste akademische Kreise möglich ist. Katzen wiederum seien für die Beamtenlaufbahn geeignet, da sie gerne in der Stube "hocken" und ihnen ein ausgedehnter Mittagsschlaf nicht fremd sei. Die "Kopfpauschale" soll von den Tieren und ihren Besitzern gemeinsam und in Absprache mit den zuständigen Finanzämtern aufgebracht werden, wobei die unterschiedlichen Voraussetzungen und Talente der Tiere zur Ausübung unterschiedlichster Tätigkeiten Berücksichtigung zu finden hätten.
 
Geeignete Tiere sollten demnach zur Verrichtung öffentlicher Arbeiten herangezogen werden, um neben dem gesamtgesellschaftlichen Nutzen die Kassen zu entlasten. Anstelle "unmotivierter und zum Teil widerspenstiger und obstinater Arbeitsloser mit negativer Grundeinstellung zur Arbeit" ist daran gedacht, Tiere als "Futter-Jobber" bei den Kommunen einzustellen. "Futter für Arbeit" nennt sich das Programm, das die teuren und weitestgehend nutzlosen "Ein Euro-Jobber" ersetzen soll. "Tiere sind billiger und besser motiviert", beschreibt Ziegenhals die Situation. Das arbeits- und finanzpolitische Konzept der Wissenschaftler beinhaltet zahlreiche konkrete Vorschläge zur Umsetzung und reicht zur lohn- und gehaltspolitischen Entlastung der Wirtschaft auch bis weit in den privaten Sektor hinein. Dies sei insbesondere auch geeignet, die "unverschämten" Forderungen der Arbeitnehmer auch im Bereich der Arbeitszeiten und Arbeitsbedingungen zu konterkarieren. "Tiere sind da anspruchsloser und von den ideologischen Beeinflussungen gewerkschaftlicher und anderer Kreise weniger geprägt."
 
 Beispielsweise könnten Hunde als Pförtner bei öffentlichen Verwaltungen oder im Werksschutz angestellt werden. Wenn dann ein ungebetener Gast "frech" werde oder unberechtigt in ein entsprechendes Objekt oder Territorium eindringen wolle, habe er "halt Pech" gehabt.  Ebenso sind in diesem Zusammenhang Tätigkeiten als Türsteher vor angesagten Diskotheken angedacht. Als "Vorbilder" könnten Polizeihunde dienen, die "ihrer Pflicht für Volk und Vaterland" seit langer Zeit gerecht würden. Hamster könnten zum "Bohnern" in Kaffeeröstereien herangezogen werden. Tintenfische wiederum seien geeignet, in Druckereien ihre Talente nutzvoll einzubringen. Die angeborenen Eigenschaften von Katzen als "Mäusejäger" seien effektiver zu nutzen und durch sogenannte "Mäusetrupps" der Straßenreinigung organisatorisch zur Seite zu stellen. Die Liste der in Frage kommenden Berufe und Tätigkeiten ließe sich beliebig fortsetzen. Vom Einsatz von Elefanten als Sattelschlepper bis hin zu Giraffen, die auf Baustellen als Baukräne eingesetzt werden. Kaninchen wiederum könnten bei entsprechend effektiver Gestaltung im Rahmen der traditionell angewendeten Zuchtverfahren zur Erhöhung der Geburtenrate als "Rammler" beitragen und damit einen "wertvollen Beitrag" für die menschliche Gesellschaft und zur Lösung bevölkerungspolitischer und demografischer Probleme und Fehlentwicklungen auch unter rentenpolitischen Gesichtspunkten leisten. "Ich setze meinen Hund Fridolin schon seit den späten 90er Jahren als Boxer bei entsprechenden Kämpfen ein", fügt Ziegenhals hinzu und ist daher auch um originelle Vorschläge jeder Art nicht verlegen. Dass etwa Brieftaubenvereine mit der Post fusionieren könnten, ist demnach auch nicht ausgeschlossen. Schließlich wird über den Einsatz von Drohnen für die Zustellung ohnehin schon eifrig diskutiert.
 
Dass diese finanz- und arbeitsmarktpolitischen Perspektiven Gewerkschaften und Interessengruppen verschiedener Art nicht gefallen dürften und daher erheblicher Widerstand bei der möglichen politischen und gesetzlichen Umsetzung der erarbeiteten Konzepte zu erwarten ist, stellt keine Überraschung dar. "Wir kämpfen für unsere Ideen und werden die Gesellschaft verändern", zeigt sich Ziegenhals jedoch kampfeslustig. Der umtriebige Wissenschaftler will sich auch von "Querschüssen" und "hysterischen Debatten" in Politik und Medien nicht von seinem Kurs abbringen lassen. "Tiere gehören zu unserer Gesellschaft und wir sollten dieser Tatsache auch im Finanzwesen und in der Arbeitswelt endlich Rechnung tragen", führt er aus. Wie die Tierschutzverbände und Vereine in dieser Frage denken, ist zur Stunde nicht bekannt. Es ist aber keinesfalls auszuschließen, dass sich bald auch Gewerkschaften für Tierrassen aller Art bilden. Eigentlich nur konsequent, auch wenn Ziegenhals von diesen "organisierten Bestien" wenig hält. Der Phantasie jedenfalls sind keine Grenzen gesetzt.                   

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