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Liedermacher Biermann hat die Gefühle ehemaliger Anhänger der kommunistischen Diktatur grob verletzt (Foto: Waltraud Grubitzsch/ Lizenz: Bundesarchiv CC BY-SA 3.0DE) |
Er kann es einfach nicht lassen. Und weil er es nicht lassen kann, hat er es wieder getan. Der deutsche Liedermacher und Dichter Wolf Biermann hat seinen Auftritt im Deutschen Bundestag und damit das 25jährige Jubiläum des Mauerfalls am 9. November dazu genutzt, sich erneut und in unflätigster Weise mit der Linkspartei ins Verhältnis zu setzen. Anstatt den liebevollen und großzügigen Umgang der rechtmäßigen Nachfolger der ehemaligen Führungspartei der DDR mit dem eigenen Erbe und der eigenen Verantwortung dafür zu begrüßen, bezeichnete er die anwesenden Mitglieder der Linksfraktion als "elenden Rest dessen, was zum Glück überwunden wurde". Zudem sei die Partei weder links noch rechts, sondern "reaktionär". Dieser neuerliche Ausfall Biermanns trifft alle gutherzigen Menschen, die an den Kommunismus geglaubt und dieser durch und durch humanistischen Ideologie über Jahrzehnte so nett zu praktischer Blüte verholfen haben. Scheinbar aber will dieser Biermann, die Erfolgsgeschichte der SED/PDS/Die Linke durch seine kleinkarierte und rechthaberische Abrechnung umlügen. Schließlich hat sich die Partei im politischen Spektrum der Bundesrepublik etabliert und als erfrischende Kraft erwiesen. Nachdem man die unschönen Begleiterscheinungen des real existierenden Sozialismus bedauert und zur Rettung der menschheitsbeglückenden Idee die ideologischen Übertreibungen abgespalten hat, marschiert man volle Kraft voraus. Die DDR war nicht wirklich ein Unrechtsstaat und in der BRD braucht es wenigstens eine Kraft, die den bösen Kapitalisten die Welt erklärt.
Wo wäre unser Diskurs in Deutschland heute ohne den niedlichen Antiamerikanismus, Antizionismus und Pseudopazifismus der Linken. Während die Führungsmacht der westlichen Welt und ihr Stellvertreter im Nahen Osten die lieben Araber davon abhält, Frieden zu machen, weiß die Linke genau, wie es geht. Überlasst den netten Befreiungsbewegungen der Palästinenser doch die Region, dann wird das schon werden. Nur weil die islamisch-arabischen Terrororganisationen ein bisschen Israel ausrotten wollen, muss man doch nicht gleich zu den Waffen greifen. Und überlasst dem Islamischen Staat (ISIS) und seinem Kalifat den Mittleren Osten, dann wird das auch schon werden. Wegen der paar Massenmorde und versuchten Völkermorde muss man doch nicht gleich verrückt spielen. Nur weil Frauen und Kinder verschleppt, vergewaltigt und abgeschlachtet werden, wollen wir doch unser Prinzip der unterlassenen Hilfeleistung als selbsternannte Friedensapostel nicht aufgeben. Das war doch schon auf dem Balkan verkehrt, den versuchten und vollzogenen Völkermorden des serbischen Nationalismus mit militärischer Gewalt zu begegnen. Für die Reinheit der redlichen Weltsicht müssen schon einmal ein paar Opfer gebracht werden. Von anderen Menschen und Völkern, versteht sich. Die monopolbesetzten Antifaschisten ziehen da auch Kraft aus der Geschichte. Schließlich wurden Hitler und der Nationalsozialismus auch mit friedlichen Mitteln besiegt. Und am Ende zählen doch ohnehin nicht Werte, Kultur oder Religion als Maßstab. Nein. Wen interessieren Freiheit, Demokratie und Menschenrechte, wenn es ein antiimperialistisch-materialistisches Weltbild auch tut. Die politisch Mächtigen und ökonomisch-militärisch Starken sind an allem schuldig. Noch so bestialische Phänomene dagegen sind nur notwendige und unschöne Exzesse auf dem Weg zu einer gerechteren Weltordnung.
Also nieder mit der NATO! Nieder mit dem Kapitalismus! Es lebe Kuba! Zumindest in den Glückwunschadressen der Linken. Und, weil wir schon dabei sind: Es lebe Russland! Lasst doch den lieben Putin machen. Wenigstens einer, der dem westlichen Imperialismus und Militarismus etwas entgegenhält. Es ist doch kein Wunder, dass der demütigende Untergang der großen Sowjetunion bei den Russen Ressentiments gegen den dekadenten Westen hinterlassen hat. Da darf man doch das Völkerrecht und das Selbstbestimmungsrecht nicht so überbewerten, wenn Russland mit seiner Ordnungspolitik in Mittel- und Osteuropa den kleineren Völkern, die sich haben vom Westen verführen lassen, mit seiner liebevollen Umarmungsstrategie wieder ein bisschen Orientierung gibt. Und die süßen Oligarchen im Dunstkreis des Kreml, die dem neuen nationalen und militärischen Bewusstsein des politischen Russland (hier ist das schon einmal erlaubt) eine energiepolitische Nachhaltigkeit verleihen, sind doch ohnehin ausgewiesene Antikapitalisten.
Also, was will dieser Biermann mit seiner permanenten Störung der Ruhe? Solche Menschen wie er sind lästig. Der Linkspartei und überhaupt allen progressiven Kräften.
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