Bericht von Iwan Rebroff
Die beliebte Frankfurter Zeil kommt gewöhnlich ohne Nackte aus (Foto: Richter/KA) |
Wer geglaubt hat, dass nur Pornodarstellerinnen oder Stripteasetänzerinnen ihre Hüllen fallen lassen und jenseits aller moralischen Vorstellungen bürgerlicher Wohlanständigkeit ihre verwerflichen Praktiken und ihre verruchten Körperteile im grellen Lichte völlig enthemmter Milieus zur Schau stellen, hat sich getäuscht. Auch andere Elemente bzw. Phänomene, die gemeinhin und traditionell eher nicht an den ausschweifenden Obszönitäten einer dekadenten westlichen Zivilisation teilhaben, ziehen mehr und mehr blank. So lief am gestrigen Nachmittag eine Tatsache völlig nackt, unrasiert und fern der Heimat über die Frankfurter Zeil. Dass sich dieses unverantwortliche Gebahren am hellichten Tage und unter den Augen tausender Passanten zutrug, ist einer zweifelhaften Fortschrittlichkeit geschuldet, die im Zeitalter der Moderne als vermeintliche Liberalität daherkommt. Neben laut johlenden jugendlichen Wüstlingen, denen das Treiben noch zu gefallen schien, erntete dieses Verhalten insbesondere von älteren Mitbürgern entsetzte Schreie der Empörung auf der vorweihnachtlich geschmückten Fußgängerzone, die immerhin Europas umsatzstärkste Einkaufsmeile ist. Bisher waren ausnahmslos Vierbeiner nackt über Straßen und Plätze marschiert. Was Hunden und Katzen seit Menschengedenken recht ist, scheint der Tatsache nun billig zu sein.
Während in der westlichen Welt diese Vorgänge von Seiten der Verantwortungsträger in Politik, Kultur und Kirche erschreckenderweise unbeantwortet blieben, kamen die ersten Proteste dagegen rühmlicherweise aus Russland. "Nackte Tatsachen stören und sind bei uns verboten", ließ sich Präsident Wladimir Putin ins Vernehmen setzen. Sie störten den geregelten Prozess von Propaganda und Lüge, teilte der Kremlherr auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem Popen der russisch-orthodoxen Kirche in Moskau mit. So seien politische Kundgebungen gegen die Regierung weitestgehend untersagt. Im Fall der Aktivistinnen von Pussy Riot sei klar gewesen, dass diese jungen Frauen höchst gefährlich sind und die Sicherheit Russlands bedroht hätten. Daher sei mit der "geballten Staatsmacht" gegen sie vorgegangen worden und sie in ein Umerziehungslager gebracht worden. Augenscheinlich bezogen sich die Spitzenvertreter russischer Wahrhaftigkeit bei ihren Ausführungen nicht zuletzt auf die Vorgänge in der Ukraine. Dort ist ein vom Westen und insbesondere den USA gelenkter und finanzierter Ausrottungskrieg faschistischer Ukrainer gegen die friedliebende russische Minderheit im Osten des Landes im Gange. Aber so ist das mit den nackten Tatsachen: Wenn man sie sieht, wenden sich moralische Menschen mit Grausen ab. Viele Zeitgenossen aus rechts- und linksradikalen Milieus auch in Deutschland, denen das unerträgliche Getöse von Demokraten, Humanisten, Schwulen und Lesben ohnehin von jeher auf die Nerven geht, finden nunmehr im neuen Russland eine große Hoffnung. Möge es gelingen, der perfiden Strategie einer gefährlichen Einheit von körperlicher und tatsächlicher Nacktheit im Sinne dieser schädlichen Menschenrechte und persönlichen Freiheit entschiedenen Widerstand entgegenzusetzen. Jetzt kommt es auf Russland an!
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