Aufzeichnungen von Uli Hoeneß aus der Haftanstalt Landsberg/Lech
(Auszüge)
"Eine Zumutung, dass ich überhaupt hier bin"
(Der erste Tag)
2. Juni:
Heute morgen habe ich mich zum Haftantritt gemeldet. Es war mir peinlich. dass vor dem Gefängnis der Anstalt so ein Wirbel war. Journalisten, Schaulustige, Anwohner. Haben die denn alle sonst nichts zu tun ? Mein Anwalt hat mich gebracht. Der Pförtner vorne am Haupteingang war sehr frech. "Jo mei, da Uli", hat der Depp gesagt und dabei dreckig gelacht. Bestimmt ein "Sechzger". Schlimm, dass man nicht mal hier drin seine Ruhe vor diesem Pöbel hat. Eine Zumutung, dass ich überhaupt hier bin. Ich habe doch nichts getan. Na ja, einen kleinen Fehler.
Bin dann gleich eingekleidet worden. Man kommt sich in der gestreiften Kleidung wie ein Schwerverbrecher in einem Gangsterfilm aus Hollywood vor. Schrecklich. Womit habe ich das verdient. Meine Zelle ist klein, aber sauber. Finde es schlimm, dass man mir das Schlafen in Bayern-Bettwäsche und das Aufhängen eines Mannschaftsposters versagt hat. Das sind Methoden wie in einer Diktatur. Wenn ich hier rauskomme, können die Herren was erleben. Mittags dann in der Kantine gegessen. Hatte Würstchen mit Kartoffelsalat. Kein Senf dabei. Ein Service ist das.
Nachmittags Einweisung als Hilfskraft in der hauseigenen Wäscherei. Habe mich freiwillig gemeldet, um etwas zu tun zu haben. Aber die Unterhosen, die man da in die Trommeln der Maschinen stecken muss, spotten jeder Beschreibung. Mit der Hygiene der Insassen scheint es nicht weit her zu sein. Allerdings sind die Waschmaschinen modern und funktional. Alle Achtung. Solche Dinger müssten wir uns an der Säbener Straße auf unserem Trainingsgelände auch anschaffen. Bekomme für meine Arbeit nur 50 Cent pro Stunde. Ein Skandal ist das. Wenn das die Gewerkschaften wüssten, was hier drin für Zustände herrschen. Da jongliert man jahrelang mit Millionen und wird dann hier so abgespeist. Später dann Hofgang. Eintönig. Schlechtes Wetter. Aber habe da draußen einen Fußballplatz gesehen. Da kommt man doch glatt auf die Idee ...
Abends beim Gang in die Zelle von mehreren Fans der Münchner Löwen beleidigt worden, die ihre Zelle in meinem Trakt haben. Die Zellen werden ja erst zur Nachtruhe um 22 Uhr zugemacht. die laufen da alle frei herum und pöbeln einen an. Bestimmt alle Totschläger, so wie die aussehen. Gesindel das. Einer wollte mich gar schlagen, so ein dicker Hooligan. Ist aber dann ein Bayern-Fan dazwischen gegangen, der neben mir die Zelle hat. Gute Freunde braucht der Mensch in der Not Da erinnert man sich gleich an das vom Franzl so schön gesungene Lied "Gute Freunde kann niemand trennen". Na ja, diese Idioten von der Justiz scheinbar schon. Habe dem Willi, der mich gerettet hat, gleich eine Dauerkarte für die neue Saison versprochen. Habe dann bis 23 Uhr noch ein bisschen in einem Pornoheftel geschmökert, das ich hereinschmuggeln konnte. Man gönnt sich ja sonst nix. So eine Bettlektüre kann manchmal ganz entspannend sein. Bin dann eingenickt. Was für ein beschissener Tag. Und morgen wird es wohl kaum besser werden. Aber wenn ich hier rauskomme...
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