Donnerstag, 3. Juli 2014

Amerikahasser atmen auf: USA im Achtelfinale ausgeschieden

Bericht von unserem Chefredakteur Siegfried Richter
 
Verhasstes Symbol der Freiheit:
Stars and Stripes (Foto: PD)
Berlin/Washington. Wie Washington Post und New York Times übereinstimmend berichten, ist das Ausscheiden der vom früheren Bundestrainer Jürgen Klinsmann betreuten US-Nationalmannschaft bei der Fußball-WM in Brasilien gegen Belgien in der Verlängerung (1:2) von Antiamerikanern und Amerikahassern weltweit mit großer Erleichterung aufgenommen worden. In die ekstatische Freude gerade in der muslimischen Welt mischte sich gleichwohl auch Enttäuschung darüber, dass sich die US-Boys so tapfer geschlagen und eine regelrechte Welle der Begeisterung im eigenen Land und der Sympathie auch darüber hinaus losgetreten hatten. "Jetzt ist der Griff der imperialistischen Supermacht nach der letzten Domäne Europas, dem Fußball, zwar gestoppt aber nicht für alle Zeit aufgehalten", hieß es in einer von zahlreichen prominenten deutschen Berufskritikern Amerikas unterzeichneten Resolution. Insbesondere im sogenannten "linksliberalen Lager" machte sich daher neben Genugtuung und Häme durchaus auch die Befürchtung breit, es könne bei der nächsten WM "noch schlimmer" kommen.

 
  In nahezu allen Hauptstädten der arabischen Welt strömten die Menschen in Massen zusammen, trampelten auf den noch nicht verbrannten US-Flaggen stundenlang herum und riefen: "Allah ist groß". Feuerwerkskörper und Raketen aller Art stiegen in den gesegneten Nachthimmel auf. Auch in den Parteizentralen der Linkspartei und der NPD in Deutschland brach frenetischer Jubel aus. Im Kreml in Moskau knallten die Krimsektkorken. Russlands Präsident Wladimir Putin feierte damit nach der Erweiterung des russischen Territoriums in den letzten Wochen einen weiteren Etappensieg. Nun sei das westliche Gesellschaftsmodell an seine Grenzen gestoßen, hieß es unisono Während weit links stehende Kräfte den "Untergang des Kapitalismus" heranziehen sehen, sprachen weit rechts positionierte Milieus wie auch Islamisten und Putin von einem "entscheidenden Schlag gegen die Dekadenz des Westens".  
 
 "Ein großer Tag für alle Gegner von Freiheit, Demokratie und Menschenrechten sowie selbsternannten Intellektuellen und Moralisten", erklärte der notorische Kritiker der USA, Peter Scholl-Latour, mit zufriedenem Schmunzeln im Gesicht. Er freute sich insbesondere für die vielen Muslime, die unter diesem "Geschwätz von der Universalität der Menschenrechte" unendlich gelitten hätten und manche von ihrem "frommen Glauben" zugunsten von Individualrechten oder Frauenemanzipation schon abgekommen seien. Jetzt müsse der "schädliche Einfluss des Westens" eingedämmt werden. Auch die ehemaligen Bundeskanzler Helmut Schmidt und Gerhard Schröder sprachen davon, dass jetzt die Zeit gekommen sei, um den "übertriebenen Idealismus" der westlichen Welt unter Führung Amerikas zurückzustellen und einem "werterelativistischeren Weltbild" Platz zu machen. Links- und rechtsradikale Freudengesänge, Triumphgeheul auf Radio Teheran, Sondersendungen linksliberaler Großgeister im deutschen Fernsehen: Ein Feiertag für alle, die sich eine Welt ohne Amerika wünschen und gesegneten und paradiesischen Zuständen ohne die Weltmacht jenseits des Atlantik entgegensehen.
 
Viele Menschen sind ob der militärischen Interventionen zur Befreiung von Millionen Unterdrückter und zur Beendigung von Völkermorden ohnehin schon äußerst genervt von der Politik der Vereinigten Staaten. "Jetzt wollen sie uns auch noch unseren Fußball streitig machen", erklärten etwa Literaturnobelpreisträger Günther Grass und der ehemals sehr entspannte Politiker Egon Bahr. Während Islamwissenschaftler spontan ein Freudenfest an ihren Lehrstühlen deutscher Universitäten feierten, weinte Linkspolitikerin Sahra Wagenknecht hemmungslos in eine Kamera: "Dass ich das noch erleben darf", stammelte die Reinkarnation der Kommunistin Rosa Luxemburg erregt. Al Kaida und andere Menschenrechtsorganisationen in der muslimisch-arabischen Welt sprachen von einem "Gotteszeichen", das den "großen Satan USA" aufgehalten hätte. So unterschiedlich auch die ideologischen Motive für diese Reaktionen in aller Welt gewesen sein mögen, sie sind doch von einem gemeinsamen Ziel beseelt: Ohne Amerika wird alles besser. Oder wie es der langjährige Rekord-Demonstrant und Denunziant der Vereinigten Staaten, der grüne Politiker Hans-Christian Ströbele, so treffend zum Ausdruck brachte: "Die Amis sind an allem schuld. Ohne die USA ist das irdische Paradies nicht mehr aufzuhalten". Welch ein schöner Gedanke, möchte man da ergriffen hinzufügen. Ohne den Fußball in seiner Bedeutung überschätzen zu wollen, darf daher festgestellt werden: Dieses Ausscheiden der US-Mannschaft war ein kleiner Schritt für den Fußball, aber ein großer Schritt für die Menschheit.   

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