Montag, 23. März 2015

Es lebe das deutsche Kabarett als Speerspitze der linkspolitischen Korrektheit: Genialer geht es nicht mehr!

Aufgeklärt, mutig, intellektuell, moralisch, wahrhaftig, kritisch (gegen Amerika und Israel), islamophil. Und was sind die Anderen: Alles (klein)bürgerliche, rechtspopulistische, potentiell rassistische und faschistische Islamophobe

Von Siegfried Richter

Calau. Obwohl es keine Überraschung mehr ist, da seit Jahren bewährt, kann es nicht oft genug Gegenstand der Betrachtung sein, die hier wieder einmal als launige und salopp formulierte positive Würdigung daherkommt: Das deutsche Kabarett als wirkungsmächtiger Grundpfeiler der linken politischen Korrektheit im veröffentlichten Raum. Als Ausdruck eines dezidiert linken Weltbildes bekämpft es seit Jahrzehnten den ausnehmend dumpfen Grundton der Mehrheitsgesellschaft mit spitzer Feder und losem Mundwerk, immer den Rahmen linkspolitischer Korrektheit setzend bzw. ihm folgend. Wie Trampeltiere, die sich sicher sein dürfen, dass die von ihnen angelegten und vertrauten Pfade schon deshalb richtig sein müssen, weil sie sie begehen. Und die sich dann noch als mutig gerieren und besonders stolz einherschreiten. Denn es ist ja so mutig, das in den Medien und in der veröffentlichten Meinung zu sagen, was immer gesagt wird und mithin wohlfeil ist. Und gleichsam mutig ist es, das wegzulassen, was dort als verpönt gilt und mit Begriffen wie "rassistisch" oder "populistisch" bezeichnet wird. Schließlich sind die Brunnenvergifter überall. Wer sich diesem genialisch anmutenden Mechanismus der Welterklärung verschließt und womöglich noch andere Wege für denk- und begehbar hält, sollte sich seiner unaufgeklärten, antiintellektuellen und unmoralischen Eigenheiten wenigstens bewusst sein. Um einfache und große Wahrheiten gelassen auszusprechen: Schuld an allem ist die westlich-kapitalistische Welt. Schuld an allem hat der dumme Ami-Cowboy. Im Nahen Osten leider auch der Staat Israel, das müssen wir trotz unseres vorbildlichen antifaschistischen Grundverständnisses schon bekennen. Vielleicht gerade deswegen. Und merke: Der Islam ist gut und die Muslime sind immer die Opfer. Und wehe, jemand besitzt die innere Unabhängigkeit und verschließt sich diesen medienwirksamen Erkenntnissen und missachtet unser natürliches Monopol als Volksaufklärer und Polit-Pädagogen. So wie diese Konservativen und andere Ignoranten, die es ja leider auch in der Sozialdemokratie und anderen linken Milieus gibt. Jeder, der nicht so links ist wie wir, steht rechts. Zumindest von uns aus. Da ist dann die Grenze zu Rechtspopulisten und Reaktionären und also auch Rassisten und Nazis fließend. Denn wir bestimmen, was und wer links und rechts ist und einen Anspruch auf die Wahrheit hat. Unsere Wahrheit. Und da sind uns diese Begriffe und ihre Definitionen nebensächlich. Wichtig ist es, unangenehme Wahrheiten und Perspektiven unserer Gegner mit diesen strategisch effektiv angelegten Diffamierungsmustern und Totschlagargumenten bequem in der rechten Ecke zu entsorgen. Wir lassen uns doch unseren "Platz an der Sonne" nicht streitig machen. Dass wir damit die wirklichen Rechten verharmlosen, macht uns nichts aus. Seit den 68er-Jahren kampferprobt und für gut befunden, halten wir unser Interpretations- und Definitionsmonopol als "Lufthoheit über den intellektuellen Stammtischen" aufrecht. Ein bisschen Marx, ein bisschen Befreiungsbewegung und ein bisschen die Liberalität und Toleranz, die wir meinen. Dass wir ein Problem für Toleranz und Meinungsvielfalt wären und Freiheit und Demokratie zum Teil gegen die Falschen verteidigen wollten, halten wir für ein Gerücht. Ein bösartiges und verleumderisches Gerücht, das unsere Konkurrenten in die Welt gesetzt haben. Es lebe die Toleranz mit der Intoleranz!!! Wir tolerieren uns zu Tode!!! Dann klappt es auch mit dem Weltfrieden!!! Und Mut ist unser zweiter Vorname, denn wir sprechen das aus, wofür wir in den meisten Medien immer Applaus bekommen und eben nicht angegriffen werden. Wir bestätigen uns immer selbst. Aufgeklärt und mutig sind wir!!! Populistisch sind stets die Anderen!!! In Wahrheit und Ewigkeit und ausnahmsweise einmal im Namen unseres heiligen Geistes, Amen!!!

Wurzeln

Die Höchstleistungen des deutschen Kabaretts und der politischen Satire dürfen wir seit vielen Jahren insbesondere im Fernsehen genießen und uns im gleisenden Sonnenlicht linkspolitisch korrekter Weltsicht eingestehen: Jawohl, wir sind unserem selbst gestellten Anspruch auf die Wahrheit stets gerecht geworden. Nichts als die Wahrheit. Das Kraft unserer natürlichen intellektuellen und moralischen Autorität selbst verliehene Monopol darauf haben wir uns redlich verdient und gegen die simplen Auffassungen der Konservativen und ihrer lumpigen Spießgesellen aus der populistisch zu bedienenden Mitte der Gesellschaft stets tapfer verteidigt.  Man gönnt sich ja sonst nichts. Auch wenn wir es uns nach all den Jahren in der kleinbürgerlich-spießigen Gesellschaft gemütlich gemacht und die eine oder andere ideologische Häutung hinter uns gebracht haben. Also bekennen wir freimütig: Wir sind auch weiterhin links, frei und selbstgerecht, Wer links ist, bestimmen wir. Frei sind wir schon deshalb, weil wir in den 60er-Jahren Deutschland vom Faschismus befreit und demokratisiert haben. Gerade die Amerikaner hatten das doch im Zweiten Weltkrieg und danach nur sehr oberflächlich getan. Unserem Lieblingsgegner darf man halt die Welt nie alleine überlassen, da er unsere intellektuellen und moralischen Fähigkeiten nicht besitzt. Wir bzw. unsere Ahnen aus der 68er-Bewegung waren es dann, die mit dem "Kapital" von Karl Marx unterm Arm und mit Liebesschwüren für unsere lieben Volksbefreier wie Ho Chi Min auf den Lippen den Polizisten-Bullen und allen Handlangern des faschsitisch-kapitalistischen Schweinesystems bei Protestzügen den Kampf ansagten. Obwohl das damals nicht so leicht war. Schleppen Sie einmal die vielbändige und vollständige Ausgabe des "Kapitals" bei den Demos vor Amerikahäusern mit und halten dann noch zwei Molotowcocktails in ihren Händen. Aber ideologisch war das  eine gesunde Mischung aus historischem Materialismus und Kollektivismus und den Errungenschaften der antikolonialen Befreiungsbewegungen aus der sogenannten Dritten Welt, bei der wir die Studentenbewegung und die APO (Außerparlamentarische Opposition) auf unserer Seite hatten. Natürlich mit Parolen wie "Ami go home" oder dem liebevollen, langgezogenen "Ho Ho Ho Chi Min", denn hier flossen der Kampf gegen den kleinbürgerlichen alltäglichen Faschismus in Deutschland und der Einsatz gegen den westlichen Imperialismus sowie für alle progressiven Kräfte zusammen. Die Amis mit ihrer übertriebenen Zuneigung zum universellen Humanismus haben wir politisch wieso nie richtig verstanden, auch wenn wir Teile ihrer "Kultur" wie Rock'n Roll, aufmüpfige Protestformen oder Jeans durchaus zu schätzen wussten. Nicht auszuschließen ist, dass wir schon seinerzeit sogar einmal an einer Coca-Cola genippt oder ein T-Shirt mit Micky Mouse getragen haben und damit natürlich dem Imperialismus gestattet haben, selbst in unser Alltagsleben einzusickern. Aber um so lauter haben wir dann eben wieder bei Demos "Ami go home" geschrien. Denn die Amis selbst wissen ja nicht, wann sie stören. Da muss man ihnen schon einmal den Weg nach Hause zeigen. Und ein Mann wie Ho Chi Min. Einfach toll, wie er nach dem Überfall Südvietnams auf unseren heißgeliebten Vietcong die Freiheits- und Menschenrechte hochgehalten hat. Gut, es gab da ein paar Massenmorde und diktatorische Anwandlungen. Aber wo gehobelt wird, fallen Späne. Wie es die Lateiner sagen. Wir sind ja im Gegensatz zu den trivialen Amis und ihrer Plastik-Kultur gebildete Leute. Da sind wir dann trotz unseres Internationalismus doch wieder die Erben Europas und unserer Eltern, die uns nicht und die wir nicht verstehen wollten. Aber wir haben eben da eine gemeinsame Ideologie-Erfahrung in Europa, die die naiven Amis mit ihrem zivilisatorischen Messianismus nicht haben können. Auch wenn sie uns vielleicht gerade deshalb ein paar Mal, das sei ihnen irgendwie schon zugestanden, aus der Patsche helfen mussten. Und wer da Spießer oder wirklich Nazi oder sonst was war, war gar nicht wichtig. Hauptsache, unsere Kampfbegriffe im Sinne unserer Weltanschauung haben gefruchtet. Wer sich selbst keine wirkliche Unabhängigkeit im Denken gönnt, braucht halt Ideologien. Und die Selbstgerechtigkeit gegenüber den Amerikanern behielten wir uns natürlich auch gegenüber den Massen des eigenen Volkes vor, weil wir dem dummen und für mancherlei populistischen Schmuddelkram wie den gesunden Menschenverstand oder die eigene Identität zugänglichen Volk zutiefst misstrauten.

Selbstverständnis     

 So lasst uns unser Monopol auf die Wahrheit immer wieder selbst bestätigen. Was sollten wir sonst auch tun, wenn man uns die selbst definierte Aufgabe und Funktion als Wächter und Volkspädagogen streitig machte. Die Tatsache, dass das linkslastige deutsche Polit-Kabarett und sein Monopol auf Wahrheit längst auf einsamen Höhen schwebt und den Gipfel des Genialischen erreicht hat, kann lachhaft bzw. ernsthaft niemand bestreiten und ist seit vielen Jahren bekannt. Nur ein Narr oder ein CDU-Hinterbänkler könnte das bestreiten. Sagen wir der Einfachheit halber lieber gleich "rechter Lump", denn wen kümmert schon dieser kleine und zu vernachlässigende semantische Unterschied. Und warum über Etikette diskutieren, wenn sie den Andersdenkenden so schön bequem um den Hals gehängt werden können und als Bestätigung unseres Weltbildes so vortrefflich funktionieren. Wer diesen Sachverhalt bzw. Zusammenhang bestreitet, stellt sich damit seine intellektuelle und moralische Bankrotterklärung selbst aus und macht sich so für alle Zeiten im Olymp selbsternannter Anspruchsrhetoriker und Denker unmöglich. Selbst wenn er die heiligen Pforten konventioneller Auslegung deutscher Satire überschreiten wollte, die Türsteher würden ihn nicht einlassen. Erfüllt er doch schon die einfachsten und unabdingbarsten Kriterien als intellektuelle und moralische Messlatte nicht. So frei sind wir, uns diesen Freifahrtschein auszustellen. 

Feindbilder und Lieblinge und Mut

Historisch gewachsen und sturmbewährt. Als da wären: Das dümmliche Volk muss täglich belehrt werden, ist potentiell gefährlich und nur im Rahmen linkspolitischer Korrektheit (von den Medien zu definieren) zu selbstständigem Denken und Reden befugt. Alles davon Abweichende ist unterschiedslos als "Stammtischgerede" und "populistisches Geschwätz" zu brandmarken. Das wirkt auch bei Politikern, die sich der angeblichen Sorgen und Ängste der Bevölkerung annehmen wollen. Wir sprechen hier gleichwohl nicht etwa über Sozialpolitik, sondern über die heiklen und grundsätzlichen Fragen des Zusammenlebens. Deshalb  verkünden wir: Die ignoranten und unaufgeklärten bürgerlichen Kreise in Deutschland und sonst wo sind das Problem. Obwohl das mit der Bürgerlichkeit seit dem "Marsch durch die Institutionen" der ehemals linksradikalen Alt-68er und ihrer partiellen Mutation zu Linksliberalen nicht mehr ganz so übel ist. Wenn man erst einmal selbst ein nettes Reihenhaus im Grünen oder wenigstens eine 150-Quadratmeter-Wohnung mit Anhang im Prenzlauer Berg hat, stellen sich die spießigen Konventionen einer verbürgerlichten Gesellschaft und damit die Welt etwas anders dar. Da ist dann unsere einstige heimliche oder offene Sympathie für die RAF, die es mit der Gewalt zugegebenermaßen etwas übertrieben hat, doch verblasst und einer moderneren Variante der Opposition in Form und Inhalt gewichen. Natürlich sind wir große Antifaschisten, auch wenn uns nicht zuletzt die Amis mit ihrem missionarischen Eifer und mit ihrem Hang dazu, die Cowboys zu spielen und die Welt per Waffengewalt zu Freiheit, Demokratie und Menschenrechten zu nötigen, im Zweiten Weltkrieg befreit und danach abgesichert haben (Wir geben das ja nicht gerne zu, weil ja eigentlich wir "68er" Deutschland vom Faschismus befreit haben wollen). Da die Israelis den lieben Palästinensern ihr Land weggenommen haben und einfach nicht vernünftig werden wollen, müssen wir ihnen auch immer einmal ein bisschen auf die Finger klopfen. Denn seine angestammte Heimat und sein Existenzrecht in einer feindlichen Umgebung bewahren, das geht doch nicht. Mindestens dann nicht, wenn man Teil der westlichen Welt ist. Vielleicht sogar ihr Stellvertreter. Obwohl wir pro forma natürlich das Existenzrecht Israels anerkennen. Aber wehe, die Israelis nehmen das ernst und verteidigen sich wirklich gegen die lieben Araber, die doch auch nur ihr Recht wollen. Zugegeben, die Parole "Juden ins Meer" ist da etwas heftig, aber als Opfer des "Imperialismus", wie wir das früher genannt hätten, kann man schon einmal überreagieren und seine gute Kinderstube vergessen. Ist uns ja früher auch so gegangen, wenn wir für die Fatah und ein Palästina ohne Israel eingetreten sind. Außerdem sollte man die Jugendsünden vergessen, zumindest die eigenen. Überhaupt die Muslime: Wir lieben sie. Zu simpel, zu einfach oder gar falsch? Nein, so sind wir. Die sind schon deshalb gut, weil sie so erfrischend anders sind. Da haben wir auch keine Ressentiments oder ein auch nur ansatzweise Empörungspotential zu nennendes Gefühl. Der Islam gehört zu Deutschland und der Terror hat doch nichts mit dem Islam zu tun. Wer so denkt, gefährdet unsere liebgewonnenen Illusionen, wonach alle Kulturen gleichberechtigt und gleichermaßen zu schätzen sind. Egal, ob es in ihrem Namen und von Angehörigen dieser Kultur oder Religion zu übelsten Verbrechen gegen die Menschlichkeit kommt. Solch ein Denken gefährdet doch unsere multikulturellen Tagträume. Was angesichts von Parallelgesellschaften und etwa systematischer Unterdrückung von Frauen, weit verbreiteter Homophobie sowie Antiamerikanismus und Antizionismus in diesen Kreisen wirklich "multikulturell" wäre und ist bzw. warum dieser Anspruch der Multikulturalität mit nicht-muslimischen Einwanderern sehr gut funktioniert, soll uns nicht weiter stören. Außerdem sind die Muslime wieso alle integriert. Und schauen Sie sich doch in der islamischen Welt um: Alles so friedlich hier. So friedlich wie der Koran und das Leben seines Propheten. Und wo das nicht so war oder ist, handelt es sich um Einzelphänomene, an denen wieso die Anderen schuld sind. Schauen sie doch in die Bibel. Da sind wir Spezialisten, selbst die Atheisten unter uns. Kritik am Christentum hat zwar immer Hochkonjunktur und ist schon deshalb enorm mutig und stets berechtigt. Ebenso wie die Kritik an den USA. Dass die auch nur etwas oder gar vieles oder vielleicht sogar alles richtig machten. wer wollte das behaupten. Letzteres bleibt ja ohnehin nur uns vorbehalten. Nur wer Fehler macht, hat Selbstkritik nötig. Von "Hetze" oder gar "Rassismus" unsererseits also keine Spur. Aber lasst uns diesen grundsätzlich aufklärerischen Impuls der Selbstkritik keinesfalls auf den Islam übertragen. Sonst müssten wir uns noch zum Begriff "Abendland" bekennen und den Eindruck erwecken, mit wirklich "anderen Kulturen" jenseits des Westens könne etwas nicht stimmen. Blanker Rassismus. Wut und Energie brauchen wir, um uns über die ständigen Fehler der USA und ihrer Verbündeten aufzuregen. Gut, Parolen wie "Ami go home", "Kriegstreiber" oder "USA, internationale Völkermordzentrale" oder "Nieder mit Israel" überlassen wir heute links- und rechtsradikalen oder salafistischen Demonstranten. Da bleibt aber dennoch keine Zeit, um sich mit gründlicher Ursachenforschung und einem ideologie- und islamkritischen Blick konsequent dem westlichen Universalismus als Maßstab zuzuwenden. Die Zauberworte für die Verhinderung solch unangenehmer Grundsatzdebatten lauten heute "Islamophobie" oder "Islamfeindlichkeit". Das funktioniert immer. Und hat da wer vorm Islam Angst (Phobie heißt Angst)? Also wir nicht. Warum sollten wir? Und welchen Grund könnte es dafür geben? Unseren unbändigen Mut und unser Angstpotential benötigen wir, um uns eben über die Amis und die Konservativen etc. zu empören. Da bekommt man zwar weder Fatwas aus dem Weißen Haus oder dem Kanzleramt und wird auch nicht des Rassismus geziehen, aber was soll das? Was mutig ist, bestimmen wir. Und mutig sind wir, nicht jene, die von uns zurecht als "Hetzer" und "Angstschürer" geheißen werden. Und "rechts" sind die wieso alle, bis weit in die bürgerliche Mitte hinein. Dann wird es richtig gefährlich. Also wir meinen mit "rechts" natürlich immer "rechts von uns". Nicht, dass wir die alle für Nazis usw. hielten. Aber es passt so schön ins Konzept.

Perlen des Kabaretts

Und dann sind wir eben beim Kabarett. Die Urban Priols und Volker Pispers und Dieter Hildebrandts (in Memoriam, Gott habe ihn selig!) und und und. All unsere Erfüllungsgehilfen. Und jetzt zum Beispiel der Jan Böhmermann und der Lutz Reichow. Hatten zu Karneval nicht einmal Lust, den Islam und allzumal den islamistischen Terror nach den Anschlägen auf Charlie Hebdo in Paris zu kritisieren. Woher denn auch, wenn das besagte Empörungspotential fehlt? Wäre ja auch noch schöner, wenn Kabarettisten und selbsternannte Intellektuelle und Moralisten sich über bestialische Massenmorde, verschleppte und vergewaltigte Frauen und Mädchen, Völkermord oder Terrorakte aufregen würden. Und damit vielleicht die universellen Menschenrechte gegen ihre wirklichen Feinde verteidigen würden. Das muss doch nicht sein und würde perfekt eingeübte Rituale und Instinkte verraten. Außerdem, wem bringt das schon etwas. Dann doch lieber jede Form von Kritik am Islam als "populistisches Geschrei" und "rassistisches Gebrüll" diffamieren.  Also doller geht es nimmer. Bravo!!! Und was bepinkeln wir uns mit unserem so selbstgerecht wie wir daherkommenden Publikum immer vor Lachen, wenn in unseren Kabarettshows wieder so ein herrlich erfrischender Gag auf Kosten der Amis gemacht wurde. Gott, sind die alle ungebildet und dümmlich. Trotz Harvard und der Befreiung vom Faschismus und all dem, was wir seit 1945 von ihnen übernommen und davon profitiert haben. Also fast alles. Wie mutig, wie genial also unser Weltbild!!! Arbeitet man sich an den Amis ab, dann heißt es "Hurra"! Intellektueller und moralischer geht es nicht. Kritisiert man den Islam, heißt es mit schmerzverzerrter Betroffenheitsmine und bedeutungsschwangeren, düsten Vorahnungen: "Populismus, Rassismus!" Und das Islamfeindlichkeit und Antisemitismus, wogegen wir neuerdings gemeinsam demonstrieren, in einem Verhältnis zueinander stehen könnten, das nicht unserer politischen Korrektheit entspricht, daran wollen wir nicht einmal denken. Was wäre, wenn das Problem des Antisemitismus gerade dann gründlich und offensichtlich analysiert würde, in dem man gerade nicht die berechtigte Kritik an Muslimen als "Islamfeindlichkeit" entsorgen würde? Was wäre, wenn man den Gedanken zuließe, dass der Antisemitismus und der Antizionismus in erheblichem Maße von den Muslimen selbst ... Aber daran wollen wir nicht denken. Wenn die Realität in die eigene Ideologie einbricht, verhält sie sich wie ein Räuber in der Nacht und stiehlt alles, was einem so lieb und teuer war.  Nur eines noch zum Schluss, weil es uns gerade als Bonmot einfällt: Also das mit dem Dieter Nuhr muss aufhören. "Nur der Nuhr stört!" Wer ist dieser Mann eigentlich? Tut so, als sei er Kabarettist. Tut so, als seien die westliche Welt und Amerika nicht an allem schuld. Lobt sogar den Westen, kritisiert den Islam und die Verbrechen des Kommunismus. Also so deutlich, das muss doch nicht sein. Also wirklich. Und überhaupt: Das ist doch Zeitverschwendung. Denn sonst müssten wir noch etwas aus der Geschichte lernen. Und das wollen wir doch nicht, oder? Wer die Weltformel für die Erklärung aller irdischen Konflikte und ihrer Lösungen besitzt, muss nicht mehr nach einer Wahrheit suchen. Er hat sie bereits.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen