Griechen kriechen am Boden und pfeifen aus letztem Loch

Von unserem Sonderberichterstatter Costa Cordalis

 

Gott stehe den Griechen bei und
schütze ihre Flagge (Foto: PD)

Athen. Bei den Göttern! Hellas ist weiter in Not! Meine Landsleute, die in den letzten Jahren aufgrund gewissenloser Banken und Spekulanten und einer historisch einmaligen Intrige mitteleuropäischer Kreise völlig unvermittelt und schuldlos in eine schwere Finanzkrise geraten sind, werden von der EU und insbesondere dem politisch und ökonomisch mächtigen Deutschland weiter mit Schuldzuweisungen überzogen, gedemütigt und im Würgegriff gehalten. Der Deutsche Bundestag hat nun den bisherigen Rettungspaketen und Hilfeleistungen eine neue entwürdigende Maßnahme für das griechische Volk hinzugefügt. Mit 542 Ja-Stimmen und 32 Nein-Stimmen votierte das deutsche Parlament auf sanftes Anraten der großen Koalition unter Kanzlerin Angela Merkel für milliardenschwere Unterstützungszahlungen. Und dafür wollen die Deutschen meiner Heimat zukünftig weiterhin einen brutalen Sparkurs verordnen. Nur weil politische Korruption, hemmungsloses Schulden machen und ein ineffizientes Steuersystem zugunsten der Superreichen bei uns seit Jahrzehnten ein bisschen überhand genommen haben. Deshalb muss man doch nicht gleich so ein Theater machen und den Eindruck erwecken, wir wären an der Misere schuld. Als müssten wir für die von der deutschen Regierung und ihren Partnern in der Eurozone vorgenommene Umverteilung zu unseren Gunsten und zu Lasten ihrer Steuerzahler auch noch dankbar sein. Ein solches Wort gibt es im Neugriechischen ohnehin nicht. Womöglich wollen die sogar noch ihr Geld zurück. Absurd! Unverschämtheit! Wo leben wir denn?

 In den deutschen Medien und in der Politik wird ständig betont, dass die deutschen Steuerzahler die Leistungen für Griechenland zu einem erheblichen Teil finanzieren, da die zur Verfügung gestellten Kredite und Garantien für den griechischen Staat zur Tilgung seiner Schulden ohnehin nicht zurückgezahlt werden können und daher eher als Schenkung zu verstehen sind. Na und wenn? Das geht doch die Deutschen nichts an, was wir mit ihrem Geld machen. Genauso wenig hat es die Österreicher oder Holländer oder Skandinavier zu interessieren. Und erst recht nicht die Slowaken oder Balten, nur weil die ein halbes Jahrhundert Kommunismus hinter sich haben, alles seither besser gemacht haben als wir und trotz niedrigeren Lebensstandards uns Griechen mit durchfüttern müssen. Und dabei jammern die noch nicht mal. Lasst uns mit diesem populistischen Gerede endlich in Frieden. Die deutsche Bild-Zeitung versteigt sich sogar zu der Behauptung, man solle uns nicht mehr unterstützen. Dabei dienen die Zahlungen doch wieso nur dazu, das schwer gebeutelte griechische Volk zu beleidigen. Und dann werden wir auch noch als "Jammer-Griechen" verhöhnt. Und der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble erwartet von unserer lieben neuen Regierung auch noch verlässliche Zusagen und eine glaubwürdige Reformpolitik. Wo bleibt denn da die Logik?  Schließlich müssen wir die Zeche mit sinkenden Löhnen und Renten und vielen anderen Unzumutbarkeiten zahlen. Glaubwürdigkeit ist ohnehin unser zweiter Vorname. Dass dann unsere Medien und Menschen die deutsche Kanzlerin schon einmal mit Adolf Hitler vergleichen oder die Bundesrepublik Deutschland mit dem Dritten Reich der Nazis gleichsetzen, ist ja dann kein Wunder. Schließlich sind die Deutschen an allem schuld. Nur weil die Mehrheit der Griechen jetzt auch noch eine Koalition aus links- und rechtsradikalen Parteien gewählt hat, muss man doch nicht unsere Seriosität in Frage stellen. Was soll denn diese Hetze gegen ein friedliches Volk? Wir Hellenen haben zwar seit Aristoteles und Platon nichts mehr auf die Reihe bekommen, aber wen kümmert das schon? Uns bestimmt nicht. Und die sollen sich doch nicht so anstellen. Die haben doch das Geld. Dann können sie auch einmal für uns arbeiten, ohne sich zu beschweren oder unnötige Auflagen zu machen.

 

Zum Glück gibt es auch in Deutschland viele vernünftige linke Medienvertreter und Politiker und gerade auch unsere Freunde von der Linkspartei, die uns gegenüber wohlgesonnen sind und mehr Geld und weniger Bedingungen wollen. Gut, dass wir die haben, um uns mit der Populismus- oder gar Rassismus-Keule, die sie gegenüber unseren Kritikern schwingen, den Rücken freizuhalten. Funktioniert doch immer. So können wir uns als Opfer der bösen Deutschen gerieren. Denn das ist wahre europäische Solidarität, gerade wenn einem die soziale Gerechtigkeit am Herzen liegt. Wohlgemerkt die Solidarität und Gerechtigkeit uns gegenüber, nicht gegenüber den deutschen oder österreichischen, niederländischen oder finnischen Steuerzahlern. Also sollen dieser Merkel und diese Schäuble und all ihre Gesinnungsgenossen doch lieber den Mund halten. Diese Dämonen einer Irrfahrt, die unser Odysseus nicht besser hätte hinter sich bringen können. Nur weil unsere Regierung den Europäern für die neue Hilfe Zusagen in Sachen Sparkurs und Ausgabendisziplin macht und bei uns den Leuten das Gegenteil im Sinne ihrer Wahlversprechen und geplanten sozialen Wohltaten erzählt, muss man doch nicht gleich unsere Glaubwürdigkeit in Frage stellen. Der von uns geforderte Haarschnitt, Entschuldigung, der Schuldenschnitt sollte endlich vollzogen und mit einer Schenkungsurkunde beglaubigt werden. Schließlich war doch erst Weihnachten. Und was erst erlaubt sich dieser CDU-Abgeordnete Wolfgang Bosbach da eigentlich. Der konservative Hardliner tut ja so, als wäre er seiner Wählerschaft verantwortlich, nur weil er deutscher Volksvertreter ist. Der behauptet sogar, die EU sei ursprünglich gar nicht als Schulden- und Haftungsunion gemeint gewesen. Womöglich sagt er demnächst auch noch, wir hätten uns durch manipulierte Zahlenangaben in die Eurozone geschummelt. Auf welchem Planeten lebt der denn? Und dann beschwert der sich auch noch über den angeblich frechen Ton unserer neuen Regierung seit der letzten Wahl. Wie frech. Und von dieser AfD (Alternative für Deutschland) brauchen wir in diesem Zusammenhang ohnehin nicht reden, da es zu unserer griechischen Alternative keine Alternative gibt: Gebt uns das Geld und lasst uns mal ordentlich drauflos wirtschaften, aber ohne Auflagen und Kritik. Dann klappts auch mit Europa!