Sonntag, 25. Mai 2014

Deutscher Rentner gewinnt Porno-Oscar

 Beitrag von Karl May

(Völlig verunglückt und doch nur knapp am Pulitzerpreis vorbeigeschrammt; die schlechteste Reportage aller Zeiten)

Rentner Otto Füllhorn
(Foto: Bernd Andres,
Lizenz: CC BY-SA 3.0)
Los Angeles/Hollywood. Das Leben schreibt mitunter Geschichten, die bei näherer Betrachtung eigentlich nicht wahr sein können. Aber diese Geschichte ist so wahr wie die Armen in der Kirsche. Sie trug sich im letzten Sommer in der kalifornischen Metropole zu und kam erst durch die Indiskretion einer Puderdose namens Wanda heraus. Besagte Wanda (19) stammt aus Sacramento und spielte die weibliche Hauptrolle in dem Film "Der Mann, der immer zu früh kam". Regisseur Jonathan  Dick (22), ebenso wie Wanda eine verkrachte Existenz und  aus Pasadena kommend, drehte den Steifen in nur 90 Minuten in einem ehemaligen Bordell am Hollywood Boulevard ab. Das für sich genommen wäre weder bemerkens- noch berichtenswert.

 


Nun aber kommt der 93jährige Otto Füllhorn aus Hamburg-Wandsbeck ins Spiel. Der rüstige Weltkriegsteilnehmer, Hobbyrentner und passionierte Nudist, der in den frühen 80er Jahren eine Umschulung zum Hosenfetischisten gemacht und seither an mehreren Ausstellungen des FKKOS (Freikörperkultur ohne Scham) teilgenommen hat, kam rein zufällig zu der zu vergebenden tragenden Nebenrolle und damit ins große Filmgeschäft. Er stand einfach herum und bekam den Blowjob. Kurze Rede, langer Sinn. Oder besser: Um eine lange Sache kurz zu machen. Der NPD-Wähler (Nudistenpartei Deutschlands), der von linken Anarchos in seinem Wohnviertel schon einmal als "brauner Bomber" verunglimpft wird, wuchs über sich hinaus. Der Film gewann einen Oscar, obwohl weit und breit kein Lafontaine in der Nähe war. Der seit 217 Jahren von einer Jury aus sexuell abhängigen Mönchen vergebene Porno-Oscar ist zwar nur ein müder Abklatsch des weltweit renommierten größeren Bruders, aber auch ihn muss man erst einmal gewinnen. Und Otto gewann ihn. Mangelndes Durchhaltevermögen, Reaktionsschnelligkeit und Grundkenntnisse des Französischen brachten den kühlen Norddeutschen so richtig in Fahrt und ließen ihn seine Rolle  kurzfristig besser ausfüllen als mancher altgediente Profi. Laienschauspiel ist eben auch eine Form des Theaters. Sein bestes Stück erhielt dann auch noch den Preis für die beste Requisite.

Am Set gaben sich neben Altmeistern gerade bei den weiblichen Rollen hoffnungsvolle, junge Dinger die Schminke in die Hand. Es wurde geflickt, was das Zeug hielt. Es wurde genagelt und gehämmert bis auf den Grund. Es wurde eingelocht, als gäbe es dafür keine Golfplätze. Kurzum: Ein bunter Reigen altbewährter Melodien, vornehmlich aus langgezogenen Vokalen bestehend, ertönte. Das Drehbuch passte auf eine Seite Papier. Einige Szenen wurden wiederholt, ohne dass sie dadurch besser geworden wären. Ach wie ist es am Rhein so schön. Und am Ende gab es ein Happy End, wie das in Hollywood so üblich ist. Sogar mehrere Happy Ends, teilweise gleichzeitig. Otto kam, sah und zog von dannen.     
 
Mit dem Preisgeld von 3 Euro und 50 Cent kaufte sich Otto, wieder im heimatlichen Hafen von Hamburg angedockt, ein im wahrsten Sinne des Wortes billiges Sexheftchen und setzte sich auf eine Bank an der Elbe. Der unverheiratete Neuschauspieler sagte sich: "Das Leben könnte so schön sein, wenn  'es' länger dauerte." Dieser Weisheit ist nicht ernsthaft etwas entgegenzusetzen. Denn merke: Auch triviale Dinge haben einen ernsten Kern.      

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