Montag, 26. Mai 2014

Sensation: Jazz-Legende Armstrong von Elefant synchronisiert

Der große Armstrong 1901-1971
 (Foto: PD)
New Orleans (Crazy Horse). Weite Teile der Jazzgeschichte müssen neu geschrieben werden. Der legendäre Trompeter Louis Armstrong, der als größtes Genie seiner Zunft galt, hat sich nach einer Studie des amerikanischen Musikwissenschaftlers John Trombone jahrelang von einem Elefanten aus dem Chicagoer Zoo synchronisieren lassen. Dies bezieht sich auf Schallplattenaufnahmen wie auf Konzerte. Nicht, dass der Trompeter es nicht gekonnt hätte. Es war nur eine Entlastung für seine stark in Anspruch genommene Lunge. "Während Louis auf der Bühne stand und so tat, als würde er spielen, stand Elefant Hubsy hinter dem Vorhang und trompete wie wild drauf los", beschreibt Trombone den Ablauf der Ereignisse. Der Elefant, der stets mit einem Jumbo-Jet zu den Auftritten eingeflogen wurde, arbeitete insgesamt 15 Jahre für "Satchmo". Jetzt soll ihm ein Denkmal gebaut werden.

 
Der renommierte Musikwissenschaftler Trombone, der zuletzt mit einer aufsehenerregenden Monografie über die "Musikalität von Säugetieren im ausgehenden 19, Jahrhundert" Schlagzeilen gemacht hatte, verglich in mühevoller Forschungsarbeit über vier Jahre historische Aufnahmen von Armstrong aus einem Musikarchiv mit privaten Tonbandcassetten eines ehemaligen Wärters aus dem Chicagoer Zoo. Die Ähnlichkeit ist frappierend und kann nur von absoluten Experten unterschieden werden. Die Fachwelt geht nunmehr davon aus, dass neben Sidney Bechet und Louis Armstrong nun auch der Elefant Hubsy dem "Olymp der Jazztrompeter" angehört.
 
Startrompeter Hubsy 1925-1970
 (Foto: Olifant/PD) 
Der Wärter des Elefantengeheges hatte als Jazzfan und zur Erbauung seiner Schützlinge beim abendlichen Gang ins Elefantenhaus Instrumentalstücke des berühmten Jazzers per Lautsprecher abspielen lassen. Scheinbar war das Tier, ein afrikanischer Bulle, dermaßen musikalisch und aufnahmefähig, dass es ohne Probleme die Songs nachzuspielen begann. Die Zoowärter wie auch die Gäste staunten nicht schlecht, als Hubsy eines schönen Tages das Lied "What a wonderful world"  zum Besten gab. Als Armstrong davon erfuhr, engagierte er den Elefanten heimlich und fortan gingen die beiden Genies, Brüder im Geiste, gemeinsam auf mehrere ausgedehnte Tourneen durch die gesamten Vereinigten Staaten. Das Repertoire war beträchtlich. Wenn Armstrong mit seiner einzigartigen Reibeisenstimme ein Lied intonierte, hob der Elefant zu einer gefühlvollen Begleitung ab und erhielt bei seinen temperamentvollen Soli zwischen den Strophen immer wieder Beifall auf offener Szene. Armstrong, der seinen Kollegen mit einer Fülle von Leckereien "bezahlte", schwärmte geradezu von Hubsy und bekannte einmal, dass der Elefant fast besser sei als er und ein "absolutes Gehör" wie Beethoven hätte. Besonders schön sei dies bei so ausgelassenen Stücken wie "Basin street", "Tiger rag" oder "Wild cat blues" zu hören gewesen. Ebenso aber auch bei nachdenklich-traurigen und tief in die Seele gehenden Liedern wie "If you know what it means to miss New Orleans". Während er auch bei tief bewegenden, traditionellen Jazzbeerdigungen mitwirkte, lehnte er es bis zuletzt ab, in Musicals zu spielen. Laut Trombone waren ihm die zu kommerziell. daher existiert von Hubsy auch keine Aufnahme des Liedes "Hello Dolly". Der Broadway war seine Sache nicht. Außerdem wäre der schwere Elefant wohl kaum hinter die Bühnen der zum Teil eher kleinen Musiktheater gegangen. Dagegen blieben Jazzklassiker, die unsterblich geworden sind, seine große Leidenschaft.    
 
Die Stadt Chicago, in die Armstrong nach einer ärmlichen Kindheit in der Jazzmetropole New Orleans (Louisiana) zu Beginn des 19. Jahrhunderts dann später ging und dort seine Karriere machte, will dem Elefanten nun ein Denkmal setzen. Auch das Jazzmuseum in Armstrongs Heimatstadt plant eine Ausstellung zu dem Thema. Nachdem der Musiker und sein unbekannter Freund in den 50er und 60er Jahren ihre gemeinsame Auftritte feierten, starben sie kurz nacheinander dann in den 70er Jahren. Armstrong, der seinen kongenialen Partner nur um ein Jahr überlebte, sprach in einem NBC-Interview kurz vor seinem Tod 1971 einmal davon, dass ihm eine "innere Stimme" in seinem Leben sehr geholfen habe. Möglicherweise meinte er die Stimme Hubsies. Erst jetzt hat die Musikwelt davon erfahren.    

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